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BV-Med-Herbstumfrage 2022 Kostensteigerungen und schlechtes Innovationsklima belasten die Medtech-Branche

Quelle: Pressemitteilung BV-Med

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Die Medizintechnik-Branche erholt sich nach den Corona-Jahren leicht und erwartet ein Umsatzwachstum von 3,3 Prozent. Das ist das Ergebnis der diesjährigen BV-Med-Herbstumfrage. Trotzdem rechnen die Medtech-Unternehmen mit einem Gewinnrückgang aufgrund starker Kostensteigerungen und MDR-Mehraufwand.

BV-Med-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll: „Diese Zahlen unserer Herbstumfrage bestätigen, dass wir jetzt die im Koalitionsvertrag angekündigte Stärkung des Medizintechnik-Standorts Deutschland angehen müssen und eine Entlastung der Unternehmen von starker Bürokratie dringend benötigen.“
BV-Med-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll: „Diese Zahlen unserer Herbstumfrage bestätigen, dass wir jetzt die im Koalitionsvertrag angekündigte Stärkung des Medizintechnik-Standorts Deutschland angehen müssen und eine Entlastung der Unternehmen von starker Bürokratie dringend benötigen.“
(Bild: BV-Med/Darius Ramazani)

Die Umsatzentwicklung der Medizintechnik-Branche zeigt sich nach den Ergebnissen der Herbstumfrage des Bundesverbandes Medizintechnologie (BV-Med) mit einem prognostizierten Plus von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr leicht erholt. Die Gewinne der Medtech-Branche werden 2022 jedoch aufgrund der gravierenden Kostensteigerungen bei den Transport-, Rohstoff- und Energiepreisen sowie durch den regulatorischen Mehraufwand durch die EU-Medizinprodukte-Verordnung (engl. Medical Device Regulation, MDR) insgesamt zurückgehen. Dennoch schaffen die Unternehmen neue Arbeitsplätze und investieren in Produktionsstandorte, so das Ergebnis der BV-Med-Herbstumfrage, die BV-Med-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll auf der Jahrespressekonferenz des Medtech-Verbandes heute in Berlin vorstellte. Die Kostensteigerungen und bürokratischen Hemmnisse durch die MDR führen zudem zu einem Rückgang der Innovationsdynamik der Branche. Der Innovationsklima-Index der Medtech-Branche ist mit 3,6 auf einer Zehnerskala auf einem Tiefstwert. „Das zeigt die Dramatik der Herausforderungen für die KMU-geprägte Medtech-Branche in Deutschland auf“, so Möll. An der Herbstumfrage nahmen 120 Mitgliedsunternehmen des BV-Med teil.

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Maßnahmenpaket zur Stärkung des Medtech-Standorts Deutschland

Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Medizintechnologie (BV-Med), Dr. Meinrad Lugan, hat auf der Jahrespressekonferenz des deutschen Medizintechnik-Verbandes ein abgestimmtes Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Stärkung des Medizintechnik-Standorts Deutschland gefordert. Lugan verwies auf die Kostensteigerungen und die zunehmenden regulatorischen Hemmnisse, unter denen die Innovationskraft der Medizintechnik-Branche in Deutschland leide. „Wir müssen hier insbesondere unsere KMU besser unterstützen, sonst werden mehr und mehr Produktion, Forschung und Entwicklung abwandern“, so Lugan. Es sei deshalb gut, „dass sich die Bundesregierung mit der Wirtschaft an einen Tisch setzt und die Herausforderungen strategisch angeht und Lösungen unter Einbindung der Expertise der Unternehmen entwickelt“. Der BV-Med nennt u. a. folgende Aspekte: einheitlich verringerter Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf Medizinprodukte sowie Entbürokratisierung und passgerechte Förderprogramme für KMU.

Gewinne der Medtech-Unternehmen gehen zurück

Die erwartete weltweite Umsatzentwicklung schneidet mit einem Plus von 3,5 Prozent nur knapp besser als die Inlandsentwicklung ab. In den Jahren vor der Corona-Pandemie lag das internationale Wachstum der Unternehmen immer deutlich über dem Inlandsergebnis. Aufgrund der Kostensteigerungen werden die Gewinne der Unternehmen aber deutlich zurückgehen. Nur noch 11 Prozent der Medtech-Unternehmen erwarten in diesem Jahr Gewinnsteigerungen. 62 Prozent gehen von einer Verschlechterung der Gewinnsituation aus. Trotz des erheblichen Drucks auf die Branche erhöhen über ein Viertel der Unternehmen auch in diesem Jahr ihre Investitionen am Produktionsstandort Deutschland. Bei knapp der Hälfte bleibt die Höhe der Investitionen unverändert. Nur noch 18 Prozent der befragten BV-Med-Unternehmen geben an, die Investitionen in Forschung erhöhen zu können.

Innovationsklima auf dem Tiefpunkt

Als große Stärken des Standorts Deutschland nennen die befragten Medtech-Unternehmen vor allem die gut ausgebildeten Fachkräfte sowie die gute Infrastruktur. Die Werte sind aufgrund der Krisenauswirkungen mit steigenden Kosten und des spürbaren Fachkräftemangels aber um über 10 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr.

Bei den größten Hemmnissen für die Unternehmensentwicklung in der deutschen Medizintechnik sind 2022 zu den zuvor dominierenden MDR-Themen die Kostensteigerungen hinzugekommen. Weitere Faktoren sind der Fachkräftemangel und Unsicherheiten bei Zulieferern und Lieferketten. Die Hemmnisse durch die MDR bleiben jedoch weiterhin ein beherrschendes Thema. So sehen 68 Prozent der befragten BV-Med-Unternehmen die steigenden Kosten und gebundenen Ressourcen durch die MDR als großes Hindernis für ihre künftige Entwicklung an. Ein weiterer Faktor ist der Innovationsstopp durch die MDR.

Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten die Unternehmen das Innovationsklima für Medizintechnik in Deutschland im Durchschnitt nur noch mit 3,6. Das ist seit der ersten BV-Med-Erhebung des Indexes 2012 der absolute Tiefstwert und zeigt die Dramatik der Herausforderungen für die KMU-geprägte Medtech-Branche auf. Als innovativste Forschungsbereiche schätzen die Unternehmen die Kardiologie und die Onkologie ein.

Branche schafft zusätzliche Arbeitsplätze

Trotz der multiplen Krisen und steigenden Kosten schafft die Medizintechnik-Branche in Deutschland weiter zusätzliche Arbeitsplätze. 40 Prozent der Unternehmen, die sich an der BV-Med-Herbstumfrage 2022 beteiligten, erhöhen die Zahl der Mitarbeiter gegenüber dem Vorjahr, 43 Prozent halten die Zahl der Stellen stabil. Die Berufsaussichten für Fachkräfte in der Medtech-Branche sind nach wie vor ausgezeichnet. 92 Prozent der Unternehmen halten die Berufsaussichten für unverändert gut bzw. besser. Gesucht werden vor allem Ingenieure, Naturwissenschaftler und Medizintechniker. Nach Bereichen betrachtet, suchen die Medtech-Unternehmen Personal vor allem im Vertrieb, in der Produktion, für Regulatory Affairs und Qualitätsmanagement. Die Auswirkungen des Fachkräftemangels sind dabei auch in der Medizintechnik stark spürbar. So geben beispielsweise 53 Prozent der Unternehmen an, dass sie Probleme haben, die offenen Stellen im Vertrieb zu besetzen.

MDR muss auf die politische Agenda

Bei den politischen Forderungen der Branche stehen nach wie vor MDR-bezogene Themen klar an der Spitze. 80 Prozent der Medtech-Unternehmen fordern einen pragmatischen Umgang des MDR-Systems mit Bestandsprodukten – beispielsweise durch Anerkennung klinischer Praxis und Registerdaten sowie Zertifikaten unter Auflagen. Neben dem vorherrschenden Thema MDR stehen auf der gesundheitspolitischen Agenda eine Verkürzung der Dauer der Bewertungsverfahren und eine generell ermäßigte Mehrwertsteuer für Medizinprodukte.

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Das Fazit von BV-Med-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll: „Deutschland braucht eine forschungsstarke, leistungsfähige, wirtschaftlich gesunde und international wettbewerbsfähige Medizintechnik-Branche. Diese Zahlen unserer Herbstumfrage bestätigen, dass wir jetzt die im Koalitionsvertrag angekündigte Stärkung des Medizintechnik-Standorts Deutschland angehen müssen und eine Entlastung der Unternehmen von starker Bürokratie dringend benötigen.“

Detaillierte Informationen zur BV-Med-Herbstumfrage gibt es unter www.bvmed.de/ergebnisse-herbstumfrage2022.

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