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Konstruktion Baumann Feinmechanik für die analytische Labortechnik

Autor Peter Reinhardt

Mit Leidenschaft kreieren Vater und Sohn Baumann Gesamtlösungen für Aufgabenstellungen in der Medizintechnik und im Maschinenbau – vor allem Feinmechanik für die analytische Labortechnik. Was dabei herauskommt sind außergewöhnliche Ideen. Schon drei Mal konnte wurde das Unternehmen als „Top 100“ ausgezeichnet,

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Schon drei Mal wurde das Konstruktionsbüro Baumann als Top-100-Unternehmen ausgezeichnet. Für Vater und Sohn der Beleg, mit der Weiterentwicklung des Betriebs auf dem richtigen Weg zu sein.
Schon drei Mal wurde das Konstruktionsbüro Baumann als Top-100-Unternehmen ausgezeichnet. Für Vater und Sohn der Beleg, mit der Weiterentwicklung des Betriebs auf dem richtigen Weg zu sein.
(Bild: Reinhardt / Devicemed)
  • Baumann senior ist Kopf des weltweit ersten automatisierten Probenverteilsystems
  • Baumann junior mach Betrieb fit für additive Fertigung
  • Schon drei Mal ausgezeichnet als Top-100-Unternehmen

Vater und Sohn, was gab bzw. gibt es da nicht für tragische Konflikte. Die Liste gestörter Beziehungen reicht von der Historie mit Cäsar und Brutus bis zur Fiktion um Darth Vader und Luke Skywalker in der Zukunft. Dazwischen beweisen im Hier und Jetzt Albrecht Baumann (senior) und Christian Baumann (junior), dass es auch anders geht. Dass es besser geht. Die Gesellschafter des Konstruktionsbüros Baumann im baden-württembergischen Herbolzheim arbeiten respektvoll Hand in Hand. Der Vater ein Tüftler, der sich mit 70 Jahren langsam aus dem Geschäft zurückzieht, der Sohn ein Digitalisierer, der auf neueste Technologien setzt. „Zum Vorteil vor allem für Kunden aus der Medizintechnik“, wie Baumann junior betont. Denn konstruieren könnten viele, aber bei Baumann gibt es obendrauf auch die erforderliche Dokumentation, um in dieser regulierten Branche erfolgreich zu sein. Der Vater gibt ihm recht. Im Zentrum dabei: Feinmechanik für die analytische Labortechnik.

Damit beschäftigt sich der Vater sein Leben lang. Aber es waren andere Zeiten, als Baumann senior 1978 noch als Angestellter das weltweit erste automatisierte Probenverteilsystem konstruierte. „Darum haben sich seinerzeit alle gerissen“, blickt er stolz zurück. Auf der Medica in Düsseldorf wurden damals vom Stand weg 20 Anlagen verkauft. Der Sohn war da noch gar nicht geboren, aber die Karriere von Albrecht Baumann kam rasant in Fahrt. Bis zu 25 Mitarbeiter hat er anschließend als Konstruktionsleiter geführt. Noch heute tragen viele Laborprodukte die Handschrift von Baumann senior. Doch als seine Frau erkrankte, kehrte er der Festanstellung den Rücken, um sich im Alter von 50 Jahren in der heimischen Wohnung selbständig zu machen. Im wahrsten Sinne des Wortes die Geburtsstunde eines Familienunternehmens.

„Er hat ganz schön viel verändert“, sagt der Vater über den Sohn

Sohn Christian, inzwischen 40 Jahre alt, ist also mit dem Vater am Reißbrett aufgewachsen und hat sich selbst schon früh an selbigem versucht. Der Vater hat ihn gelassen und so Begeisterung für Technik geschürt. Es überrascht daher wenig, dass er auf Vaters Spuren wandelt, wenngleich er trotzdem eigene Wege geht. Neue Technologien sind sein Steckenpferd. So ist sein Einstieg ins Unternehmen 2004 ganz eng mit der Datenrevision verbunden. Auf das Reißbrett folgen 2D- und 3D-CAD, darauf PDM und seit 2015 PLM. Im Fokus dabei die Prozesskette. Von der Risikoanalyse über die technische Dokumentation bis zu Auditberichten ist diese datenkonsistent aufgebaut. Gleiches gilt für die eigene Unternehmensstruktur. Auch die ist konsequent digital abgebildet. Heute sagt der Vater: „Er hat den Betrieb ganz schön umgekrempelt.“ Aber das sei auch nötig gewesen, um zu wachsen. Seit 2015 wird im übergreifendem PLM-System für jeden Kunden individuell dessen Struktur dargestellt. „Wir werden nicht fürs Suchen bezahlt, wir kümmern uns um die Prozesse unserer Kunden“, betont Christian Baumann den entscheidenden Vorteil. Das kommt im Markt gut an und lässt den Betrieb wachsen.

Teil der Wachstumsstrategie ist auch der Eintritt der Tochter bzw. Schwester Sybille Hopman 2017 in den Betrieb. Die promovierte Ingenieurin ist als Projekt- und Vertriebsleiterin nun die dritte im Familienbunde. „Ich möchte daran mitwirken, die Medizin voranzutreiben – Dinge einfacher und unkomplizierter machen. Als Tochter eines leidenschaftlichen Technikers ist mir das sozusagen in die Wiege gelegt worden“, stand darüber seinerzeit in der Internetzeitung „Regio Trends“. Wie ihr Bruder ist auch sie Dozentin für Medizintechnik an der Hochschule Offenburg.

Insgesamt sind es heute etwa 10 Mitarbeiter, die Auftragsarbeiten für Kunden übernehmen, vor allem für die Medizintechnik, aber zunehmend auch für den allgemeinen Maschinenbau, wo das Thema Dokumentation ebenfalls immer wichtiger wird. Und was sie konstruieren, das kann sich sehen lassen. Im Sommer wurde das Konstruktionsbüro Baumann bereits zum dritten Mal von Mentor Ranga Yogeshwar als Top-100-Unternehmen ausgezeichnet. Die Jury würdigt damit unter anderem das Innovationsmanagement in Sachen 3D-Druck.

„Er hat noch immer tolle Ideen“, sagt der Sohn über den Vater

Denn Kleinheit schützt vor Größe nicht. Beispiel gefällig? Das erste Vollfarb-3D-Drucksystem MJF von HP in Deutschland steht nicht bei B. Braun, nicht bei Siemens und auch nicht bei Porsche oder Daimler, sondern bei Baumann. Die FDA hat es standardmäßig für Produkte mit Hautkontakt zugelassen. So kann Baumann zum Beispiel Orthesen mit vollfarbigen Bildern drucken, was nicht nur die kleinsten Patienten freuen dürfte. Auch kann dieser 3D-Drucker genutzt werden, um eine Farbschicht als Abnutzungsindikator einzufügen.

„Wir setzen genau dort an, wo Konventionelles an Grenzen stößt“, erklärt Baumann junior. Der Vater nickt zustimmend und ergänzt: „Bei uns werden zwei von drei Ideen umgesetzt.“ Eine Quote, von der viele andere Unternehmen nur träumen können. Dabei ist das Spektrum der Arbeiten groß. Automation, Beratung, Engineering und additive Fertigung finden sich nicht nur werbewirksam auf der Unternehmenswebsite, sondern auch in vielen erfolgreich abgeschlossenen Projekten: „Produktionsprozesse für Herzkatheter, Bioanalytik für Berthold, Automationsanlagen für Zahnbürsten im Auftrag für Zahoransky, IvD-Abfüllanlage für Reaktionsgefäße, Kalibrierstationen mit spezieller Rutschkupplung zur Kalibrierung von Herzkathetern, ein Scankopf zur Früherkennung von schwarzem Hautkrebs, Microneedling für die Dermatologie ...“ Man muss Baumann junior schon bremsen, wenn er einmal ins Reden gerät. Das eigene 3D-Druck-Labor im Erdgeschoss des Funktionsgebäudes im Industriegebiet ist dabei häufig die Basis erfolgreicher Umsetzungen. Schnell und präzise entstehen hier Funktionsmuster und Prototypen.

Die Liste der Projekte zeigt aber auch: „Konstruktion Baumann“ ist nur noch bedingt der richtige Name. „Denn wir bieten deutlich mehr“, so Christian Baumann. Auch die Gesellschaftsform als OHG empfindet er als Bremse und plant, beides in den nächsten zwei Jahren der tatsächlichen Situation und dem künftigen Bedarf anzupassen. Auch das nickt der Vater wie selbstverständlich ab. Er erkennt die Kompetenz des Sohnes an und weiß den Betrieb in guten Händen. Vater-Sohn-Konflikt? Nicht bei den Baumanns.

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