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„Innovation Forum Medizintechnik“ „Es braucht Schwerelosigkeit, um einen Schritt voranzukommen“
Im Kosmos der Medizintechnik setzen Keynotes aus der Raumfahrt Glanzlichter beim „Innovation Forum Medizintechnik“ in Tuttlingen.
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- Akteure der Medizintechnik vernetzen
- Um auf der Erde voranzukommen, braucht es Erkenntnisse aus der Schwerelosigkeit
- Raumfahrt und Medizintechnik wirken interdisziplinär
Zehn Jahre „Innovation Forum Medizintechnik“ bedeuteten für Yvonne Glienke, Geschäftsführerin von Technology Mountains, zehn Jahre „zündende Ideen“ – und in der Tuttlinger Stadthalle sprang der Funke auch bei der Jubiläumsveranstaltung am 11. Oktober 2018 über. Hochkarätige Keynotes, Fachvorträge und Aussteller boten unzählige Impulse, die Branche in die Zukunft zu tragen.
Vernetzung ist das Zauberwort für die Zukunft
Yvonne Glienke blickte bei der Begrüßung mit dem Vorstandsvorsitzenden von Technology Mountains Dr. Harald Stallforth auf eine Dekade „Innovation Forum Medizintechnik“ zurück. „Von Anfang an ist es das große Ziel gewesen, die Akteure innerhalb der Branche stärker zu vernetzen“, erinnerte Dr. Stallforth. Dies sei gelungen und auch künftig die Prämisse: „Vernetzung ist das Wort der Zukunft. Keiner kann mehr allein die Technologien von morgen beherrschen.“
Diese Einschätzung konnte Prof. Dr. Reinhold Ewald in seiner Keynote nur bestätigen. „Die Arbeit im All und die Arbeit am Boden gehören zusammen“, daher sei die Raumfahrt ein gutes Beispiel für erfolgreiches interdisziplinäres Wirken. Wie dies geschieht, vermittelte der Professor für Astronautik und Raumstationen an der Universität Stuttgart anschaulich und unterhaltsam. Für Bereiche, die auf der Erde „ausgeforscht“ seien, „braucht es die Schwerelosigkeit, um einen Schritt voranzukommen“, so Ewald. Er hatte 1997 rund vier Wochen an Bord der russischen Raumstation MIR verbracht. Lärm, Enge, Eintönigkeit und 16 Erdumrundungen in 24 Stunden sorgten zwar für Stress und einen überforderten Biorhythmus. Dennoch wirke ein Raumflug wie eine „Jungkur“, verdeutlichte Ewald: Fältchen füllen sich wie durch Zauberhand; Astronauten wachsen bis zu fünf Zentimeter, da sich die Bandscheibenzwischenräume mit Wasser füllen. „Der Mensch ist fürs All geschaffen“, bilanzierte er. Herz, Nieren und Lunge bräuchten zwar eine gewisse Zeit der Anpassung, „laufen aber nicht aus dem Ruder“.
Wärmefluss-Sensor fürs All und für die Erde
„Diese Dynamik des Lebens ist faszinierend“, unterstrich Prof. Hanns-Christian Gunga in seinem Vortrag. Er beschäftigt sich an der Charité Berlin mit den Auswirkungen der Schwerelosigkeit – die immer wieder neue Fragen aufwerfen. Beispielsweise steigt bei Astronauten die Körperkerntemperatur regelmäßig auf ein Niveau, das normalerweise hohem Fieber entspräche. Dennoch fühlen sich die Raumfahrer gesund und fit. Um dies genauer zu erforschen, wurde in Zusammenarbeit mit einem Medizintechnik-Unternehmen ein auf der Haut platzierter Wärmefluss-Sensor entwickelt, der die ebenso unpraktischen wie unangenehmen Rektalsonden ersetzt. Der Temperaturmesser kommt nun unter anderem bei Feuerwehrleuten und Neugeborenen zum Einsatz – auch auf diese Weise wirkt „Weltraumtechnologie“ auf der Erde.
Die kurzweiligen Keynotes fanden im Eröffnungstalk ihre Fortsetzung. Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg, beleuchtete den Grundgedanken des „Innovation Forum Medizintechnik“. Die Idee sei gewesen, „sich aus verschiedenen Disziplinen und Forschungsgebieten Inspirationen zu holen“, Wissen in die Unternehmen zu transferieren – ein Ansatz, der heute aktueller sei denn je: „Es wird interdisziplinär, wohin man schaut.“ Damit einher geht ein Wandel in der Arbeitswelt. Von Yvonne Glienke gefragt, welche Fähigkeiten zur Bewältigung der Zukunftsthemen aufgebaut werden müssten, antwortete Dr. Katrin Sternberg, Vorstand der Aesculap AG: „Wir brauchen Mitarbeiter und Menschen, die Innovations- und Veränderungskompetenz haben.“
Innovative Technologien, Produkte und Dienstleistungen
Innovationen und Veränderungen waren dann auch die beherrschenden Themen des weiteren Tages. In sechs Vortragssessions ging es unter anderem um:
- 3D-Druck in der Medizintechnik
- Kunststoffe
- Oberflächentechnologien
- Mensch-Maschine-Interaktion im digitalen Gesundheitsnetzwerk
Rund 50 Aussteller präsentierten zudem in einer begleitenden Ausstellung neue Produkte und Dienstleistungen. Darunter auch Forschungseinrichtungen aus ganz Baden-Württemberg, die ihre aktuellen Arbeiten vorstellten. An den Ständen und in den Pausen nutzten die rund 300 Teilnehmer die Zeit für Dialoge und Diskussionen. Daher verhielt es sich angesichts der eingangs erwähnten „zündenden Ideen“ bei dem Innovation Forum wie mit einem Raketenantrieb: Finden sich Unternehmer und Wissenschaftler im richtigen Mischungsverhältnis und in der richtigen Atmosphäre zusammen, genügt manchmal schon ein Geistesblitz, um Großes in Gang zu setzen.
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