Robotik-Marktstudie Cobots: Wieder mehr Wachstum, Preise sinken weiter
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Ein vom Marktforschungsunternehmen Interact Analysis veröffentlichter Bericht prognostiziert dem Markt für kollaborative Roboter (Cobots) nach der Pandemie in den kommenden Jahren wieder ein beschleunigtes Wachstum. So sollen der Absatz steigen, neue Anwendungsszenarien entstehen – und zugleich die Preise weiter sinken.

Waren die Auslieferungszahlen von Cobots laut dem Bericht „Global Collaborative Robot Market – 2023“ im Jahr 2020 pandemiebedingt noch um fast acht Prozent eingebrochen, gab es im Folgejahr 2021 bereits einen steilen Anstieg um 43 Prozent auf gut 30.000 Einheiten. Für das vergangene Jahr weist die Studie 37.780 Einheiten aus und damit ein mit 21,9 Prozent deutlich langsameres Stückzahl-Wachstum. Weil die Preise für diese Art von Robotern weiter sinken, nahm der Marktumsatz im Jahr 2022 sogar nur um 17,2 Prozent auf 954 Millionen US-Dollar zu.
Prospektiv widmet sich die Studie der Frage, ob kollaborative Roboter in den nächsten fünf Jahren wieder zu den früheren rasanten Wachstumsraten von über 30 Prozent zurückkehren können und welche Faktoren es für eine erneute Beschleunigung der Auslieferungszahlen geben könnte.
Mittelfristig optimistischer Marktausblick
So wird laut Interact Analysis die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (Compound Annual Growth Rate, CAGR) des Weltmarkts für kollaborative Roboter in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich 27 Prozent betragen, wobei der chinesische Markt, auf den mehr als die Hälfte aller Lieferungen entfallen, eine CAGR von etwa 30 Prozent verzeichnet – und die Regionen Südamerika und Südostasien hingegen beide ein jährliches Wachstum von über 30 Prozent aufweisen. Wie Grafik 1 zeigt, liegt die für die nächsten Jahre prognostizierte Wachstumsrate dabei höher als die Prognosen für 2022.
Während die Preise für traditionelle Industrieroboter letztes Jahr gestiegen sind, sinken die Preise für kollaborative Roboter immer – doch das Ausmaß des Rückgangs verlangsamt sich. Die Hauptgründe dafür sind:
- sehr wettbewerbsfähige Kosten für Komponenten lokaler Zulieferer in China als wichtigster Markt,
- immer härterer Wettbewerb, dem viele Hersteller mit Niedrigpreisstrategien begegnen – v. a., wenn sie sich in einer kritischen Phase der Finanzierung oder vor einem Börsengang befinden,
- über 100 Großaufträge aus der Automobilindustrie und dem nicht-industriellen Bereich, welche die Durchschnittspreise nach unten treiben.
Umkämpfte Märkte sorgen für niedrige Preise
Den Prognosen der Studie nach wird der Trend des Preisverfalls bei kollaborativen Robotern in den nächsten fünf Jahren jedoch relativ flach sein. So habe der zunehmende Anteil von Robotern für Traglasten über zehn Kilogramm, kombiniert mit einem Mehrwert durch integrierte Bildverarbeitung mit KI-Lösungen, den Rückgang der durchschnittlichen Marktpreise bereits gedämpft. Infolgedessen geht die Studie für die nahe Zukunft von jährlichen Preisrückgängen in der Größenordnung von drei bis fünf Prozent aus.
Laut Interact Analysis wächst die Nachfrage nach kollaborativen Robotern, die eine höhere Last tragen können – teils bedingt durch Anforderungen von Anwendungen wie Palettieren oder Schweißen, aber auch, um zusätzliches Marktwachstum zu erzielen. Denn im Bereich kleiner Traglasten konkurrieren Cobots mit SCARA- und Hochgeschwindigkeitsrobotern mit sechs Achsen, daher haben viele Hersteller von Robotern mit der Entwicklung von Modellen mit einer Traglast von mehr als zehn Kilogramm begonnen und dabei die Vorteile von Cobots wie einfacher Einsatz, geringes Gewicht und hohe Kosteneffizienz genutzt.
Im Trend: Mehr Traglast, längerer Roboterarm
Grafik 2 zeigt die Traglast und Armlänge neu auf den Markt gebrachter kollaborativer Robotermodelle von 2022 bis 2023 – der wachsende Trend zu höheren Traglasten und längeren Roboterarmen ist deutlich erkennbar.
Den globalen makroökonomischen Abschwung im Jahr 2022 sowie Verzögerungen in Projekten der Lagerlogistik nennt die Studie als Ursachen für ein deutlich verlangsamtes Wachstum in Branchen, die auf den Endverbraucher ausgerichtet sind. Im Gegensatz dazu hätten pandemiebedingte Arbeitsausfälle und Arbeitskräftemangel für starken Modernisierungsbedarf von Produktionslinien in traditionellen Fertigungsindustrien wie der Automobilindustrie, der Metallindustrie und der allgemeinen Industrie gesorgt. In Verbindung mit dem aktuellen Trend zum „Reshoring“ hat dadurch die Nachfrage nach kollaborativen Robotern deutlich zugenommen.
Laut der Marktstudie waren im Jahr 2022 erneuerbare Energien (einschließlich Lithium-Ionen-Batterien, Windkraft, Photovoltaik und Wasserstoff) das Marktsegment mit dem größten Wachstum bezüglich kollaborativer Roboter, gefolgt von der Automobil- und Elektronikbranche. Dies sei v. a. auf das beschleunigte Wachstum in verschiedenen Teilen der Lieferkette für mit erneuerbaren Energien betriebene Fahrzeuge zurückzuführen, wo Cobots aufgrund ihrer Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit Arbeitsplätze schnell ersetzen könnten.
Erneuerbare Energien als Markttreiber
Darüber hinaus haben kollaborative Roboter der Studie zufolge auch ein relativ stabiles Wachstum in Branchen wie der Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie der Chemie- und Pharmaindustrie verzeichnet. Ein wesentliches Wachstumspotenzial bescheinigt die Studie zudem der Materialhandhabung und dem Schweißen, denn die mangelhafte Konsistenz manueller Schweißvorgänge und die meist rauen Arbeitsumgebungen machen das Schweißen zu einem Schlüsselfaktor für die Gesamteffizienz einer Produktionslinie – und zugleich zu einer der größten Herausforderung, geeignete Arbeitskräfte zu rekrutieren.
In kleinen Fabriken können flexible und leicht einsetzbare kollaborative Roboter zum Schweißen kleiner Werkstücke eingesetzt werden, während in großen Montagelinien das Schweißen komplexer Werkstücke auch durch die Kombination mehrerer kollaborativer Roboter oder durch eine Kombination aus Cobots und Facharbeitern erfolgen kann – für die Studie ein Grund dafür, dass große Anbieter kollaborativer Roboter, darunter UR, AUBO und JAKA, 2022 spezielle Lösungen für Schweißanwendungen auf den Markt gebracht haben.
Die kollaborative Palettierung sei ebenfalls ein heißes Thema geworden, mit einer deutlichen Zunahme der Anwendung einfacher Palettierung für kollaborative Roboterarme und einem Anstieg der Lasten von mehr als zehn Kilogramm in Branchen wie der Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie der Pharmaindustrie im letzten Jahr.
Marktausblick: Starkes Stückzahlwachstum bei langsamerem Preisverfall
Zusammenfassend prognostiziert der Bericht von Interact Analysis eine weitere Expansion des Markts, der sich zudem an die sich ändernden Kundenbedürfnisse und globalen Ereignisse anpassen werde. So wird bis zum Jahr 2027 und darüber hinaus ein starkes Wachstum bei den Auslieferungen prognostiziert, wobei sich der Preisverfall verlangsamen soll, da Cobots immer intelligenter werden und eine höhere Nutzlast transportieren können. Während Logistikanwendungen derzeit den Markt anführen, wird ein Wachstum auch in nicht-industriellen Sektoren und in Bereichen wie dem Schweißen erwartet, in denen das volle Marktpotenzial noch nicht ausgeschöpft ist.
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Robotik
Wie Cobots die deutsche Industrie erobern
Dieser Artikel ist zuerst erschienen auf unserem Partnerportal www.elektronikpraxis.de.
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