Lebenshilfe Werkstätten Alles in Handarbeit
Die Medizinisch-Technische Werkstätte (MTW) Endoskopie Manufaktur produziert Endoskopie-Instrumente – und zwar ausschließlich in Handarbeit. Um Produktionsspitzen abzufangen, lässt sie bei der Lebenshilfe Werkstätten Unterer Niederrhein fertigen.
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Ob Feinschliff unter dem Mikroskop, Millimeterarbeit mit dem Skalpell oder kleinteilige Verarbeitung von Metallen – die Fertigung von endoskopischem Instrumentarium verlangt Präzision und Feingefühl. Grundsätzlich gilt: Die Produkte müssen die branchenüblichen Anforderungen erfüllen, um überhaupt auf den Markt gebracht werden zu können.
Schwankende Produktionsvolumina ausgleichen
Sowohl bei Standardartikeln als auch bei individuell zugeschnittenen Instrumenten ist der Bedarf insgesamt groß, allerdings mit wechselhafter Nachfrage. Aus diesem Grund schwanken die Produktionsvolumina. „Irgendwann standen wir vor dem Problem, Produktionsspitzen nicht mehr auffangen zu können. Dazu fehlten uns einfach die personellen Ressourcen“, er-zählt Rainer Hoffmann, Produktionsleiter bei MTW.
Um die 35 Mitarbeiter in der einzigen Produktionsstätte in Wesel zu entlasten, sah sich Hoffmann nach einem Partner um, der zumindest teilweise die Serienproduktion häufig nachgefragter Artikel übernehmen sollte. Diesen fanden Hoffmann und MTW mit der Lebenshilfe Werkstätten Unterer Niederrhein GmbH. Sie übernahm vor drei Jahren die Fertigung sogenannter Polypektomieschlingen. Diese kommen bei der medizinischen Behandlung von Polypen zum Einsatz, die im Verdauungstrakt auftreten.
Polypektomieschlingen in Handarbeit fertigen
Bei der Montage werden einzelne Baugruppen wie Handgriffe, Schläuche oder die Schlingen bearbeitet und zusammengeführt. Die Schläuche etwa haben zunächst noch scharfe Kanten. „Wenn die Schlingen damit durch ein Endoskop in den Körper eingeführt würden, könnten sie hängen bleiben“, so Hoffmann. „Im schlimmsten Fall könnte das Gewebe des Patienten traumatisiert werden.“ Damit dies nicht passiert, erhalten die Schläuche beim sogenannten Entgraten unter der Lupe ihren Feinschliff. Damit wird ein atraumatisches Verhalten erreicht.
Der Schlauch selbst besteht aus Polytetrafluorethylen (PTFE). Das Material ist thermostabil, resistent gegen viele Chemikalien, sehr gleitfähig und besitzt zudem Antihaft-Eigenschaften – Merkmale also, die sich besonders gut für den Einsatz in der Inneren Medizin eignen. Kernstück der Polypektomieschlinge ist schließlich das Innenteil. „Das besteht aus Nirosta-Edelstahl. Die einzelnen Litzen sind per Laser miteinander verbunden worden“, erklärt Hoffmann.
Sind Schlauch und Schlinge zusammengeführt, wird der Handgriff montiert. Damit können Anwender mit Hilfe einer Zug- und Druckfunktion die Schlinge öffnen oder schließen. Sie wird erst dann geöffnet, wenn die zu behandelnde Stelle erreicht ist. Tritt die Schlinge dann aus dem Schlauch aus, öffnet sie sich eigenständig. Die Öffnungsbreite variiert dabei in der Regel. „15, 25 oder 30 Millimeter sind gängige Größen. Welche Schlinge verwendet wird, hängt auch vom Krankheitsbild ab“, sagt Hoffmann. Mit der Schlinge wird der Polyp umschlossen und mittels Hochfrequenz-Strom vom Gewebe getrennt. Das Wundgewebe wird dabei verödet, Blutungen dadurch minimiert und sogar verhindert.
Die Lebenshilfe arbeitet nach den gängigen Standards
Zunächst drei Mitarbeiter stellten eine wöchentlich vergleichsweise geringe Stückzahl der Instrumente her, die etwa bei Magengeschwüren oder der Darmkrebsvorsorge eingesetzt werden. MTW musste dafür das Rohmaterial und vorgefertigte Baugruppen anliefern. „Wir schleifen die Schläuche, schneiden sie auf Länge zu und ziehen die einzelnen Schlingen in die Schläuche ein. Anschließend erfolgt die Endmontage aller Einzelteile“, erklärt Katharina Graff, die in den WfbM als Gruppenleiterin direkter Ansprechpartner für MTW ist.
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