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Forschungsnetzwerk Kinetek Was erwarten Ärzte und Industrie von der Wissenschaft?

Redakteur: Peter Reinhardt

Anfang Juni 2015 fand an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig die Auftaktveranstaltung für die neugegründete Forschungsplattform „Kinetek – Netzwerk Bewegungssysteme“ statt.

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Die Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen des neuen Netzwerks Kinetek richten sich unter anderem auf computergestützte Assistenzsysteme für den OP-Saal.
Die Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen des neuen Netzwerks Kinetek richten sich unter anderem auf computergestützte Assistenzsysteme für den OP-Saal.
(Bild: Fraunhofer IWU)

Rund 110 Teilnehmer informierten sich im Rahmen eines zweistündigen Vortragsprogramms unter dem Motto „Was erwartet der Arzt, was erwartet die Industrie von der Wissenschaft?“ über aktuelle Trends, Zielstellungen und die Struktur des neuen Netzwerks. Zu den Initiatoren gehören das Universitätsklinikum Leipzig sowie das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU. Beide Partner waren bereits 2013 mit der Etablierung des „Kunstgelenk Netzwerk Endoprothetik“ so erfolgreich, dass die gemeinsamen Forschungsanstrengungen jetzt auf weitere medizinische Fachbereiche ausgedehnt werden.

Mediziner, Forscher, und Industrie zusammenbringen

In der Medizintechnik fehlt es häufig an industriellen Partnern, die sich mit der Herstellung, dem Vertrieb und der Wartung komplexer Innovationen befassen. Ein Beispiel hierfür ist der bereits Anfang der 1990er Jahre entwickelte Hirnschrittmacher zur Behandlung von Patienten mit Parkinson-Syndrom. Das aus therapeutischer Sicht vielversprechende Verfahren wird nur selten eingesetzt.

Für den Transfer von Wissen aus Kliniken und Forschungseinrichtungen zu den Herstellern medizintechnischer Lösungen werden geeignete Strukturen benötigt, die Mediziner, Forscher, Qualitätsprüfer, Entwickler und Vertreiber an einen Tisch holen. Die Forschungsplattform Kinetek tritt als Vermittler und Innovationstreiber in diese Lücke. Derzeit 18 Partner, davon zehn aus der überregionalen Industrie sowie acht Forschungseinrichtungen und Kliniken, stellen sich der Aufgabe, wissenschaftliche Ergebnisse in Form von Therapiegeräten, Implantaten, Softwaretools oder Behandlungskonzepten in die Praxis zu bringen. Im Fokus steht das komplette Bewegungssystem des Menschen. In verschiedenen gemeinsamen Forschungsprojekten sollen so zum Beispiel Erkrankungen der Wirbelsäule mit neuen Therapiegeräten behandelt werden, die in bisher unerreichter Qualität Muskelgruppen trainieren.

Computergestützte Assistenzsysteme für den OP-Saal

Weitere Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen richten sich auf computergestützte Assistenzsysteme für den OP-Saal. Komplexe Knochenfrakturen werden derzeit meist mit standardisierten OP-Konzepten behandelt. Eine computerassistierte Planung wird nur in wenigen Fällen durchgeführt. Im Netzwerk entstehen hierzu Softwarelösungen, mit deren Hilfe die Implantat-Position bestimmt wird. Auch die im Ingenieurwesen bereits weit verbreitete Finite-Elemente-Simulation soll im OP-Saal Einzug finden und damit die Operateure bei der Vermessung und Belastungsprüfung von Osteosysnthese-Material unterstützen. Mithilfe von Kennwerten, wie der Knochen- oder Bandstruktur, könnten solche physikalisch korrekten Simulationen dazu beitragen, Fehler und damit Nachoperationen zu vermeiden.

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