Medical Cluster / Swiss Medtech Day Schweizer Medizintechnik soll als Silicon Valley auf dem Mond landen
Rund 160 Teilnehmer diskutierten auf dem ersten Swiss Medtech Day über die immer schwierigeren regulatorischen Rahmenbedingungen, ließen sich aber nichtsdestotrotz von positiver Aufbruchstimmung inspirieren. Bundesrat Johann Schneider-Ammann versprach Unterstützung, damit die eidgenössische Medizintechnik das „beste Angebot“ bleibe.
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Mit 52.000 Vollzeitstellen, rund 1.450 Betrieben, einem Anteil von 2,3 Prozent am BIP und 5,2 Prozent an den gesamten Exporten leisten Schweizer Medizintechnikhersteller einen wichtigen Beitrag zum Wohlstand des Landes. „Sie haben einen großen Anteil am Ruf der Schweiz als Hightech-Land, als Innovationsweltmeister und als exzellente Forschungs- und Wissenschaftsnation. Ich werde alles daran setzen, dass das Land das beste Angebot bleibt, um hier Geschäfte zu machen, zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen“, versicherte Bundesrat Schneider-Ammann den Teilnehmern am Vorabend des ersten Swiss Medtech Days am 16. und 17. Juni 2015 in Bern.
Mit Innovationen die Frankenstärke bekämpfen
Für den „ökonomischen Klimawandel“, von dem vor allem die export-orientierte Schweizer Medtech-Industrie stark betroffen ist, nannte der Schweizer Wirtschaftsminister die Frankenstärke und die europapolitische Unsicherheit als wesentliche Treiber. Der Ausweg aus der heutigen Situation führe über Innovationen und die Rahmenbedingungen. Bei Ersterem könne der Bund die Branche mit drei Instrumenten unterstützen: über die KTI (Kommission für Technologie und Innovation), die Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) und mit der Schaffung von Innovationsparks, einer schweizerischen Version des Silicon Valley. „Nehmen Sie diese Angebote wahr“, forderte Schneider-Ammann die Teilnehmer auf.
Ausgaben für Forschung und Entwicklung von den Steuern absetzen
Um die politischen Rahmenbedingungen zu verbessern, setzt Schneider-Ammann bei der Bürokratie, den Steuern und Europa an. Ziel der Politik müsse es sein, Regulierungen unternehmerfreundlich zu machen. Dazu seien ein Mentalitätswandel und konkrete Taten gefragt. Bei der Unternehmenssteuerreform gelte es, die Firmen zu entlasten. So können ja im künftigen System die Ausgaben für Forschung und Entwicklung von den Steuern abgesetzt werden.
Anschluss an Horizon 2020 finden
Am meisten Sorge bereitet Schneider-Ammann das Verhältnis der Schweiz zu Europa, das mit der Annahme der Zuwanderungsinitiative in Frage gestellt sei. Hier gehe es nicht nur um den Nachzug benötigter Fachkräfte, sondern auch um den Anschluss an das europäische Forschungsprogramm Horizon 2020. „Wenn wir bis Ende nächsten Jahres keine Lösung zur Personenfreizügigkeit gefunden haben, wird die Schweiz zum Drittstaat, was verheerende Folgen für den Forschungs- und Arbeitsplatz Schweiz hätte“, so der Bundesrat.
Laut Rubino Mordasini, Präsident von Medical Cluster, „müssen sich die Medtech-Unternehmen seit rund zehn Jahren auf ein ständig änderndes Marktumfeld einstellen – angefangen beim immer stärkeren Schweizer Franken über den Preisdruck bis zu den wachsenden Regulierungen.“ Trotzdem sei in der Schweiz keine Deindustrialisierung feststellbar, meinte der Gastgeber des Swiss Medtech Day.
Den Transfer von Talenten weiter fördern
Dies beweist beispielsweise Johnson & Johnson. Die Medizintechnik ist eines von drei Standbeinen des Großkonzerns. J&J beschäftigt alleine in der Schweiz allein rund 3.500 Mitarbeiter an acht Produktionsstandorten. Christoph Eigenmann, Director EMEA Spine Marketing bei De-Puy Synthes, bezeichnet die Schweiz mit seinen hochklassigen Universitäten und seinem ausgeprägten Netzwerken „als Nährboden für Innovation“: Weitere wichtige Voraussetzungen seien der Patentschutz, die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, der Aufbau von Innovations-Zentren und vor allem die Förderung von Nachwuchskräften mit dem freien Transfer von beziehungsweise Zugang zu Talenten aus dem Ausland. Hier müsse sich die Schweiz gegenüber Europa mehr öffnen, forderte Eigenmann.
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