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Fraunhofer IPA Schnelle Hilfe für Kliniken

Redakteur: Julia Engelke

Medizinische Schutzbrillen, Spender für Desinfektionsmittel und Beatmungsgeräte aus dem 3D-Drucker – Experten des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA helfen mit ihrem technischen Know-how beim Kampf gegen die Corona-Pandemie.

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3D-Druck-Muster der Schutzbrillenbügel aus PLA und PC.
3D-Druck-Muster der Schutzbrillenbügel aus PLA und PC.
(Bild: Fraunhofer IPA)
  • Projektgruppe des Fraunhofer IPA hilft Kliniken mit technischem Know-How
  • Schutzbrillen und Spender für Desinfektionsmittel aus dem 3D-Drucker
  • Alternatives Notfallbeatmungsgerät aus gut verfügbaren Materialien und einfach herstellbaren Komponenten

In Kliniken werden derzeit viele Gebrauchsmaterialien knapp, nicht nur Atemmasken. Schnelle Hilfe ist gefragt. Die Mannheimer Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie PAMB, ein Ableger des Fraunhofer IPA, kennt die Probleme, denn sie hat täglich mit den Medizinern zu tun. Ihr Arbeitsplatz liegt mitten auf dem Gelände der Mannheimer Uniklinik, direkt vor ihrem Fenster entstand ein Corona-Diagnosestützpunkt. Die Medizintechniker der Projektgruppe boten den Ärzten unbürokratisch ihre Hilfe an.

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Schutzbrillen sind Mangelware

Vor allem Schutzbrillen fehlen – ein Massenprodukt für den einmaligen Gebrauch. Sie erinnern an Schweißerbrillen und bestehen aus einem Gestell und einer transparenten Plastikscheibe. An Scheiben mangelt es nicht in der Klinik, doch Gestelle waren ein Engpass. Auch wenn diese Plastikteile keine Hightech-Produkte sind, müssen sie bestimmten Qualitätsansprüchen genügen – Alltag für die IPA-Wissenschaftler, denn sie kennen sich mit Risikoabschätzungen und Richtlinien in der Medizintechnik aus.

3D-Druck der Brillenbügel im Stapel für eine höhere Stückzahl.
3D-Druck der Brillenbügel im Stapel für eine höhere Stückzahl.
(Bild: Hänssler GmbH)

Ein Prototyp war bald entwickelt, gefertigt und hinsichtlich seiner Einsetzbarkeit in der Klinik getestet: Er erwies er sich als sterilisierbar und verursachte keine Hautirritationen. Schon nach kürzester Zeit konnten sie den Ärzten ein erstes Muster präsentieren. Das Muster kam sehr gut an und die Klinik wünschte sich 500 Stück. Doch das war nicht so einfach. Die Projektgruppe verfügt zwar über einige 3D-Drucker, die solche Plastikteile herstellen können. Doch die Geräte schaffen höchstens 20 Bügel am Tag, selbst wenn sie rund um die Uhr laufen. So half das Mannheimer Unternehmen Hänssler Kunststoff und Dichtungstechnik GmbH aus. Übers Wochenende stellte es eine erste Charge her, die inzwischen ausgeliefert ist und in der Uniklinik zum Einsatz kommt. Sollten weitere Krankenhäuser Bedarf haben, kann die Projektgruppe auch dort helfen.

Spender für Desinfektionsmittel aus dem Drucker

Bei diesem Projekt ist es nicht geblieben. Die Projektgruppe packt auch bei der Beschaffung von Spendern für Desinfektionsmittel mit an. Der benachbarte Chemiekonzern BASF liefert zwar genug Desinfektionsmittel, doch Spender sind inzwischen knapp. Auch hier haben die Fraunhofer-Mitarbeiter ein Musterexemplar gefertigt und werden 100 bis 150 Stück davon produzieren.

Beatmungsgerät Marke Eigenbau

Corona beschäftigt die Projektgruppe, die inzwischen zu einem großen Teil im Homeoffice arbeitet, noch an anderer Stelle. Koordiniert durch Fraunhofer wollen sie innerhalb weniger Wochen ein alternatives Notfallbeatmungsgerät entwickeln. Es soll aus geeigneten und auch in der Krise noch gut verfügbaren Materialien und einfach herstellbaren Komponenten bestehen, sodass man es in Regionen mit fehlenden Beatmungskapazitäten schnell als Alternative einsetzen kann. Ziel ist es, schon Ende April die Unterlagen für ein einsatzfähiges Gerät vorliegen zu haben und diese anschließend mitsamt Schulungsunterlagen zur Verfügung zu stellen.

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(Bildquelle: VCG)

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