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BV-Med-Herbstumfrage 2018 Europa droht bei Marktzugang gegenüber den USA an Boden zu verlieren
Zahlreiche Medizintechnikfirmen befürchten, dass der Weg des medizinischen Fortschritts zum Patienten in Deutschland immer länger dauert, während die Zulassungsbehörde FDA in den USA die Prozesse beschleunigt. Neben Stimmungsbildern wie diesen verraten die Ergebnisse der BV-Med-Herbstumfrage 2018, mit welchem Umsatzwachstum die Branche rechnet.
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- Gesucht werden Medizintechniker, Ingenieure und Vertriebsmitarbeiter
- Die Kardiologie als innovativster Forschungsbereich
- Gestiegene Anforderungen und steigende Kosten durch die MDR sowie Engpässe bei Benannten Stellen
- Kabinettsentwurf des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG)
Die Umsätze der Unternehmen der Medizintechnologie wachsen weltweit nach wie vor durchschnittlich mit knapp 6 Prozent. Die Entwicklung im inländischen Markt hat sich 2018 mit einem Umsatzwachstum von 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbessert. Die Gewinnsituation der Unternehmen ist in Deutschland aufgrund sinkender Preise und höherer Kosten aber weiter angespannt. So lauten die Ergebnisse der BV-Med-Herbstumfrage 2018, an der sich 110 Mitgliedsunternehmen beteiligt haben.
Probleme sehen diese Unternehmen vor allem durch die steigenden regulatorischen Anforderungen, sagte der BV-Med-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin. Die Medtech-Unternehmen befürchten, dass der Weg des medizinischen Fortschritts zum Patienten in Deutschland immer länger dauert, während die Zulassungsbehörde FDA in den USA die Prozesse beschleunigt. „Hier müssen wir aktiv werden: mit schnelleren Bewertungsverfahren bei der Nutzenbewertung und pragmatischen Lösungen für die Probleme bei der MDR-Umsetzung“, forderte BV-Med-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt.

Gute Berufsaussichten für Medizintechniker und Ingenieure
Trotz der steigenden regulatorischen Anforderungen bleibt die Medizintechnik-Branche in Deutschland ein Jobmotor. 51 Prozent der teilnehmenden Medizintechnik-Unternehmen haben zusätzliche Jobs gegenüber dem Vorjahr geschaffen. Nur 9 Prozent der Unternehmen mussten Arbeitsplätze reduzieren. Die Berufsaussichten für Fachkräfte in der Medizintechnikbranche sind dabei ausgezeichnet. 94 Prozent der Unternehmen, die sich an der BV-Med-Herbstumfrage 2018 beteiligt haben, halten die Berufsaussichten für unverändert gut beziehungsweise besser. Gesucht werden vor allem Medizintechniker und Ingenieure. 84 Prozent der Unternehmen geben an, offene Stellen zu haben. An der Spitze der offenen Stellen stehen Vertriebsmitarbeiter. 79 Prozent der Unternehmen haben dabei Probleme, die offenen Stellen zu besetzen.
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Landesmesse Stuttgart / In eigener Sache
Die neue Medizinprodukteverordnung als Schreckgespenst
Auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) bewerten die Unternehmen das Innovationsklima für Medizintechnik in Deutschland im Durchschnitt mit 4,7. Der Index entwickelt sich damit erstmals seit dem „Absturz“ 2015 wieder leicht nach oben. In den Jahren 2012 und 2013 lag er noch bei 6,2 Punkten. Als innovativsten Forschungsbereich schätzen die Unternehmen – wie im Vorjahr – die Kardiologie ein. 39 Prozent der Befragten nennen diesen Versorgungsbereich. Es folgen Onkologie (36 Prozent), Diagnostik (35 Prozent), Neurologie (24 Prozent) und Orthopädie (17 Prozent).
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Als größtes Hemmnis für die künftige Entwicklung der Medizintechnologie-Branche sehen die Unternehmen die gestiegenen Anforderungen und die steigenden Kosten durch die neue EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) sowie Engpässe bei den Benannten Stellen an. Als Folge der MDR-Implementierung befürchten zwei Drittel der Unternehmen, dass Produkte aus ökonomischen Gründen vom Markt genommen oder nicht auf den Markt gebracht werden – und darunter auch die Patientenversorgung leiden wird.
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Von der Gesundheitspolitik wünschen sich die Medizintechnikunternehmen vor allem eine stärkere Beteiligung an den Medtech-Bewertungsverfahren, mehr Transparenz bei den G-BA-Prozessen sowie schnellere Bewertungsprozesse.
Medizinischen Fortschritt schneller zum Patienten bringen
Der aktuelle Koalitionsvertrag sieht vor, dass medizinische Innovationen schneller in die Regelversorgung gelangen und hierfür die G-BA-Verfahren beschleunigt werden sollen. Die vor kurzem vorgelegte „Hightech-Strategie 2025“ der Bundesregierung hat zum Ziel, den medizinischen Fortschritt schneller zum Patienten zu bringen. „Das sind gute Signale für die hochinnovative Medtech-Branche“, so der BV-Med-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan.
Auf der Wunschliste des Medizintechnik-Verbandes steht deshalb ein „Fortschrittsbeschleunigungsgesetz“, um diese Ziele zu verwirklichen. So sollte es zur Verfahrensbeschleunigung ein Antragsrecht der Herstellerverbände im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) für neue Medizintechnologien geben. Vertreter der Medtech-Hersteller müssten dort, wo ihre Produktbereiche oder damit verbundene Verfahren betroffen sind, als Experten gehört und eingebunden werden. Nachbesserungsbedarf besteht auch bei den Verfahren zur „Erprobung von Untersuchungs- und Behandlungsmethoden“ (§ 137e SGB V) und „Bewertung neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden mit Medizinprodukten hoher Risikoklasse“ (§ 137h SGB V). „Sie funktionieren nicht und sind eine Fortschrittsbremse. Wir brauchen hier neue und schnellere Verfahren beim G-BA mit einer eigenen Methodik für Medizintechnologien“, so die BV-Med-Forderung. Der jetzt vorgelegte Kabinettsentwurf des „Terminservice- und Versorgungsgesetzes“ (TSVG) enthalte hier wichtige und richtige Schritte.
Beim Übergang stationär-ambulant setzt sich der BV-Med dafür ein, den medizintechnischen Fortschritt im Einheitlichen Bewertungsmaßstab zur Erstattung im ambulanten Bereich (EBM) besser zu berücksichtigen. Das derzeit diskutierte „Terminservice- und Versorgungsgesetz“ (TSVG) will die sprechende Medizin aufwerten, vernachlässigt aber fortschrittliche Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Die generelle Absenkung der Vergütung von Leistungen mit hohem technischen Leistungsanteil sollte im Gesetz gestrichen werden. „Ergänzend schlagen wir eine gesetzliche Klarstellung vor, dass für die Dauer der Entscheidungsverfahren des G-BA oder des Bewertungsausschusses über Methoden, die ambulant durchgeführt werden können, die stationäre Abrechnungsmöglichkeit erhalten bleibt“, so Lugan.
Beim Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) sieht der BV-Med die Gefahr von unerwünschten Fehlanreizen durch die Herauslösung der Pflege aus den DRGs. So würden dadurch minimal-invasive Verfahren mit höheren Materialkosten gegenüber offen-chirurgischen Verfahren benachteiligt, „obwohl die minimal-invasive Methode deutliche Vorteile für die Patienten hat und die Pflege entlastet“. Unerwünschte Fehlanreize könnten dadurch vermieden werden, dass bei den Pflegekosten eine obere Grenzverweildauer bestehen bleibt, nach deren Überschreiten die tagesbezogenen Pflegesätze degressiv gestaltet werden. Der BV-Med schlägt außerdem Anreize und Fördermaßnahmen für innovative Technologien vor, die kürzere Liegezeiten und niedrigere Pflegekosten ermöglichen. Ein weiteres Anliegen des BV-Med ist die Rücknahme der pauschalen Kürzung der Sachkosten durch das Krankenhausstrukturgesetz (KHSG).
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