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Rapid.Tech + FabCon 3.D. 2019 Die heißeste Messe des Jahres

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Die Messe Rapid.Tech + FabCon 3.D. in Erfurt findet bei hochsommerlichen Temperaturen statt. Doch Aussteller und Besucher lassen sich davon nicht schrecken. Sie pflegen einen intensiven Austausch. Vielleicht wird der spezielle Geist der Messe besonders spürbar, wenn die Temperatur in der Halle mehr als 30 °C beträgt.

Trotz extrem heißer Temperaturen kommen rund 5.000 Fachbesucher zur Rapid.Tech + FabCon 3.D. 2019 in Erfurt.
Trotz extrem heißer Temperaturen kommen rund 5.000 Fachbesucher zur Rapid.Tech + FabCon 3.D. 2019 in Erfurt.
(Bild: Reinhardt / Devicemed)
  • 3D-Druck-Welt trifft sich bis zum 27. Juni 2019 zur 16. Rapid.Tech + FabCon 3.D. in Erfurt
  • Additive Fertigung für Innovationen in der Medizin
  • Besucher fragen nicht, was kostet das, sondern wie geht das?

Mit 175 Ausstellern muss die Messe Erfurt einen Rückgang um 16 Prozent verkraften. Doch das ist mehr ein Problem des Veranstalters als der Aussteller. Auch die Besucher scheint das wenig zu kümmern. Nach zwei von drei Tagen deutet alles darauf hin, dass am Ende der Messe trotz großer Sommerhitze wie im vergangenen Jahr rund 5.000 Besucher zu Buche stehen.

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Auch wenn gemeinhin gilt, dass Zahlen nicht lügen, gibt es immer auch eine Wahrheit hinter den Zahlen. Die bringt Avi Cohen, Vice President Healthcare & Edukation bei Xjet, einem israelischen Anbieter von Anlagen fürs Additive Manufacturing von Bauteilen aus Keramik und Metall, auf den Punkt. Er kommt schon seit über zehn Jahren in verschiedenen Funktionen auf die Rapid.Tech + FabCon 3.D. und sagt: „Ich liebe diese Messe. Hier fragen die Besucher nicht, was kostet das, sondern wie geht das.“

Dieser Geist ist auch als Journalist spürbar. Das integrierte Thermometer an der Steuerung einer Truprint 1000 von Trumpf zeigt über 30 °C Umgebungstemperatur. Na und? Die Aussteller legen das Sakko ab, viele Besucher kommen in kurzen Hosen. Hier werden die Ärmel nicht nur sprichwörtlich hochgekrempelt. Auch so lässt sich über Technik sprechen – und auch Geschäfte können so getätigt werden. Was auffällt: Unter den Messebesuchern finden sich sehr viele Nachwuchskräfte. Man könnte auch sagen, hier trifft das Thema der Zukunft auf die Akteure der Zukunft.

Dreiklang aus Messe, Kongress und Networking

„Neben den Kongress- und Messethemen setzen wir in diesem Jahr einen weiteren Schwerpunkt aufs Networking und bieten mit diesem Dreiklang den Besuchern und Ausstellern noch mehr Möglichkeiten für anwenderbezogenes Informieren und Kommunizieren. Der anhaltende Zuspruch für die älteste Kongressmesse zum 3D-Druck in Deutschland spornt uns an, das Konzept ständig an sich verändernde Bedürfnisse anzupassen. Dazu trägt auch die in diesem Jahr erstmals angebotene Event-App bei, mit der sich Besucher und Aussteller schnell zum aktuellen Geschehen auf der Messe informieren können“, erklärt Michael Kynast, Geschäftsführer der Messe Erfurt.

Ein Ausweis für die europaweit geschätzte hohe Qualität der Erfurter Veranstaltung ist für den Fachbeiratsvorsitzenden Michael Eichmann, Manager bei Stratasys, die erneut gestiegene Zahl an Beitragseinreichungen für die rund 100 Kongressvorträge. „Auch in diesem Bereich passen wir die Inhalte kontinuierlich an die Entwicklungen im Additive Manufacturing an. Dominierten in den ersten Jahren noch Fragen des Prototypenbaus und kleiner Serien, geht es jetzt immer mehr um die Industrialisierung. Damit kommen Themen wie Softwareintegration, Normen und Standards sowie eine frühzeitige Bildung zum 3D-Druck auf die Tagesordnung, die wir in diesem Jahr neu ins Programm aufgenommen haben.“

3D-gedrucktes Herz gewinnt „3D Pioneers Challenge 2019“
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Die 60 m² große Sonderschaufläche zum internationalen Design-Wettbewerb„3D Pioneers Challenge“, war auch in diesem Jahr eines der Highlights auf der Erfurter Fachmesse für additive Technologien Rapid.Tech + FabCon 3.D. Hier konnten die Messebesucher die wegweisenden Konzepte und pionierhaften Designlösungen der nominierten Finalisten in acht ausgeschriebenen Kategorien bestaunen.

Die „3DPC Winner 2019“ wurden in einem mehrstufigen Juryverfahren am 26. Juni final vor Ort auf der Messe Erfurt ermittelt und bei der Abendveranstaltung der Rapid.Tech + FabCon 3.D ausgezeichnet. Valentina Kerst, Staatskeretärin im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, , ließ es sich nicht nehmen, die Veranstaltung zu eröffnen und den Siegern persönlich zu gratulieren.

Das israelische Team um Nadav Noor mit Dr. Assaf Shapira, Dr. Tal Dvir, Dr. Reuven Edri, Idan Gal und Lior Wertheim der Tel Aviv University gewinnt mit einem 3D-gedruckten Herz aus patienteneigenen Stammzellen und organischem Gewebe die „3D Pioneers Challenge 2019“ in der Kategorie Medtech.
Das israelische Team um Nadav Noor mit Dr. Assaf Shapira, Dr. Tal Dvir, Dr. Reuven Edri, Idan Gal und Lior Wertheim der Tel Aviv University gewinnt mit einem 3D-gedruckten Herz aus patienteneigenen Stammzellen und organischem Gewebe die „3D Pioneers Challenge 2019“ in der Kategorie Medtech.
(Bild: Christian Seeling / Messe Erfurt)

Zu den Gewinnern zählt das israelische Team um Nadav Noor mit Dr. Assaf Shapira, Dr. Tal Dvir, Dr. Reuven Edri, Idan Gal und Lior Wertheim der Tel Aviv University mit dem Projekt „3D Printing heart“, einem 3D-gedruckten Herz aus patienteneigenen Stammzellen und organischem Gewebe. Für die Jury war „diese atemberaubende Innovation mit ganz viel Herz“ der Hauptpreisträger in der Kategorie Medtech mit einem Preisgeld von 10.000 Euro. Insgesamt erhielten die Gewinner Preise im Wert von über 40.000 Euro.

Hier geht's zur Website der „3D Pioneers Challenge“.

Kongress zeigt Quantensprung in der Medizin

Welche Fortschritte mittels additiver Technologien in den jüngsten fünf Jahren in der Medizin möglich geworden sind, zeigte Prof. Dr. Dr. Majeed Rana in seinem Keynote-Vortrag zur Eröffnung des Kongresses. Der Leitende Oberarzt und stellvertretende Klinikdirektor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf sprach über den Einsatz der computer-assistierten Chirurgie zur mikrovaskulären Rekonstruktion des Gesichtsschädels. Mittels additiven Verfahren können heute durch Unfälle oder Tumore hervorgerufene Defekte im Kiefer- und Gesichtsbereich vollständig und meist mit nur einer Operation beseitigt werden. „CAD-Software und 3D-Druck sind hier entscheidende Hilfsmittel für den Chirurgen. Damit kann er eine Operation punktgenau planen und die benötigten Implantate patientenspezifisch anfertigen lassen. Er erhält Werkzeuge an die Hand, die es ihm ermöglichen, mit hoher Sicherheit ganz individuell die Situation des Patienten zu erfassen und danach die erforderlichen Rekonstruktionen vorzunehmen. Mit konventionellen Mitteln müsste er sich viel mehr auf sogenannte Mittelwerte und seine Erfahrung verlassen“, nennt Rana dies einen Quantensprung.

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Medizintechnik-Innovationen auf der Messe

Innovationen für die Medizin können die Besucher aber auch in der Ausstellung in Augenschein nehmen. Zu den Highlights gehören:

  • der schnellste 3D-Drucker für Zahnimplantate, den Trumpf vorstellt
  • ein 3D-gedrucktes Schädelmodell für OP-Vorbereitungen von Stratasys
  • das erste gedruckte Mini-Herz aus menschlichen Zellen, das Forscher der Universität Tel Aviv/Israel im Rahmen des internationalen Designwettbewerbes 3D Pioneers Challenge in Erfurt präsentieren.

Darüber hinaus zeigen die Aussteller neueste Entwicklungen entlang der gesamten additiven Kette – von Software und Datenaufbereitung über Werkstoffe, Verfahren und Maschinen bis zum Post Processing und dem Qualitätsmanagement.

Ganz am Anfang der Wertschöpfungskette setzt das Zwei-Mann-Unternehmen Think 3DDD an. Die Gründer Tino Jacobi und Leonardo Filipe Lauer fertigen als Dienstleister individuelle Orthesen. „Schnell und einfach soll das gehen“, so Jacobi. Dafür kann der nötige Scan einfach per Handy-Video aufgenommen werden. Daraus erstellt der Kooperationspartner GFAi ein digitales Modell für den anschließenden 3D-Druck. Aufgrund der einfacheren Zulassungsbedingungen setzen die Berliner Start-uper ihre Entwicklung derzeit nur in der Veterinärmedizin ein. Ziel ist jedoch, künftig auch in der Humanmedizin tätig zu sein. „Wir arbeiten an eigenen Materiallösungen in drei Härtegraden.“ Basierend auf Stärke seien diese sowohl kompostierbar als auch recyclebar. Um die ehrgeizigen Pläne zum Erfolg zu führen, werden Kooperationspartner aus der Orthopädietechnik gesucht. „Besonders die Sportmedizin ist da interessant“, so Jacobi.

Hart-Weich-Kombinationen additiv fertigen

Längst als Dienstleister für 3D-Druck von Medizintechnik etabliert ist dagegen der Aussteller Protolabs. Vor allem mit der additiven Fertigung von Titan-Implantaten im Werk Eschenlohe in der Nähe von Garmisch Partenkirchen hat sich das Unternehmen einen Namen in der Branche gemacht. Auf der Rapid.Tech + FabCon 3.D. wird indes die Kombination von Kunststoffen verschiedener Shore-Härten gezeigt. So entfallen beispielsweise bei dem ausgestellten Prototyp eines Stethoskops die üblicherweise erforderlichen Montagearbeiten des Instrumentes in Hart-Weich-Kombination.

Fast doppelte Geschwindigkeit

Schon vor der Messe hat Trumpf mit schnellem und kostengünstigem Zahnersatz aus dem 3D-Drucker auf sich aufmerksam gemacht. Eine entsprechende Anlage vom Typ Truprint 1000 mit Doppel-Laser ist auch auf der Rapid.Tech + FabCon 3.D. zu sehen. Sie kann beispielsweise für die additive Fertigung von Hüftpfannen oder Beckenimplantaten aus Titan-Legierungen eingesetzt werden. Anwender profitieren dank des Doppel-Lasers von 1,8-fach höherer Geschwindigkeit. Dieser Zeitgewinn gegenüber der Ausstattung mit nur einem Laser ist kaufmännisch betrachtet vergleichsweise günstig zu erwerben. Gegenüber dem Grundpreis von rund 200.000 Euro ist für die Doppel-Laser-Anlage ein Aufschlag von etwa 60.000 Euro fällig. So viel zum Abschluss, dass auch auf der Rapid.Tech nicht nur über Technik gesprochen wird, sondern auch übers Geschäft.

Die nächste Rapid.Tech + FabCon 3.D. findet vom 16. bis 18. Juni 2020 in Erfurt statt.

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