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UBM / Nürnberg Messe Ziele der neuen Messe Medtec Live: „innovate, connect and do business“

Redakteur: Peter Reinhardt |

Die Branchenmessen Medtec Europe und MT-Connect fusionieren zur neuen Medtec Live in Nürnberg. Das hat auf den betroffenen Frühjahrs-Events für reichlich Gesprächsstoff gesorgt – und doch viele Fragen offen gelassen. Für Devicemed stellen sich die Messemacher, diese zu beantworten.

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„Triumvirat“ mit zwei Frauen: Fabienne Valambras (UBM), Alexander Stein (Nürnberg Messe) und Anne Schumacher (UBM) sind die alten Gesichter der neuen Messe Medtec Live.
„Triumvirat“ mit zwei Frauen: Fabienne Valambras (UBM), Alexander Stein (Nürnberg Messe) und Anne Schumacher (UBM) sind die alten Gesichter der neuen Messe Medtec Live.
(Bild: Nürnberg Messe)
  • Fabienne Valambras, Brand Manager UBM EMEA, Amsterdam
  • Alexander Stein, Exhibition Director, Nürnberg Messe
  • Anne Schumacher, Brand Director UBM EMEA, Amsterdam

Mit der Ankündigung einer gemeinsamen Messe Medtec Live anstelle von Medtec Europe und MT-Connect haben Sie alle überrascht. Wie lange haben Sie das im Hintergrund vorbereitet?

Schumacher: Wir stehen seit einiger Zeit im Austausch, um gemeinsam eine starke Marktplattform zum Thema „Herstellung von Medizintechnik“ zu bilden. Das Ziel beider Messen war es, sich als die Veranstaltung in Deutschlands Süden zu etablieren.

Stein: Letztlich hat die Erfahrung der letzten Durchführungen sowohl in Stuttgart als auch bei uns in Nürnberg gezeigt, dass dieses Ziel mit einer einzigen, gebündelten Veranstaltung am besten erreicht werden kann. Seit der Freigabe unseres gemeinsamen Vorhabens durch die Kartellbehörden stehen wir intensiv im Austausch, um aus unserer ersten Idee einer gemeinsamen Veranstaltung nun das konkrete Konzept für die Medtec Live zu gießen.

Wer hat den ersten Schritt getan?

Stein: Entscheidend ist nicht der erste Schritt, sondern, dass beide aufeinander zugehen und das Beste ihrer Veranstaltungen mitbringen. Die räumliche und inhaltliche Nähe von Kongress und Ausstellung hat unsere Veranstaltung immer ausgezeichnet. Die Expertise der Nürnberg Messe in Verbindung mit der großen inhaltlichen Qualität des Forums Medtech Pharma und des Medtech Summit hat UBM von der Nürnberg Messe als Partner überzeugt.

Schumacher: Im Vordergrund steht der Gedanke, auf das Feedback aus dem Markt zu reagieren und gemeinsam eine Messe für die Industrie zu gestalten. Es ist übrigens das erste Mal, dass wir zur Durchführung einer gemeinsamen Messe ein Joint Venture mit einer anderen Messegesellschaft in Deutschland in Angriff nehmen. Das zeigt, dass wir langfristig denken. Neben der langjährigen Erfahrung in der Messe-Organisation ist auch der Standort Nürnberg für Teilnehmer aus ganz Europa attraktiv – er liegt in der Mitte Europas und ist verkehrstechnisch hervorragend angebunden. Natürlich zieht auch die Region, die mit dem Medical Valley EMN, den Global Players und vielen Forschungseinrichtungen ein Zentrum der Medizintechnik mit internationalem Ruf ist.

UBM als britischer Messeveranstalter und die Franken von der Nürnberg Messe. Kann das funktionieren?

Stein: Davon sind wir fest überzeugt. Beide Teams bringen sich und ihre Stärken gemeinsam ein, und sorgen dafür, dass die Medtec Live ein Erfolg wird. Indem die jeweiligen Aufgabenbereiche klar abgesteckt werden, können wir für unsere Kunden und Aussteller maximale Kontinuität sicherstellen. Dazu haben wir uns in den letzten Wochen seit der Freigabe durch die Kartellbehörden in Workshops intensiv ausgetauscht. Ein wichtiges Ergebnis ist, dass Unternehmen, die an einer Beteiligung auf der Medtec Live interessiert sind, sich weiterhin jederzeit an ihre gewohnten Ansprechpartner seitens UBM oder Nürnberg Messe wenden können. Alle Interessenten können gerne mit uns Kontakt aufnehmen!

Valambras: Und lassen Sie mich eines noch ergänzen: Beide Unternehmen sind hochgradig internationale Player, beide denken weit über nationale Schubladen hinaus. Das wird sich auch auf der Medtec Live widerspiegeln. Wir werden Aussteller und Experten aus Europa und darüber hinaus in Nürnberg zusammenbringen.

Nach der kartellrechtlichen Genehmigung können Sie nun richtig loslegen. Was steht nun ganz oben auf Ihrer Agenda?

Stein: Wir stecken bereits mitten in den Vorbereitungen! Der erste Schritt war, ein eigenständiges Konzept zu entwickeln, das die Stärken beider Seiten integriert. Der neue Event soll nach dem Prinzip „das Beste aus zwei Messen“ mit den Highlights beider Veranstaltungen punkten, ohne jedoch ein reines „Best of“ zu sein. Wir orientieren uns dabei an den Kernthemen des Marktes und greifen die wichtigen Branchenthemen wie Medtech-Innovationen, Digitalisierung, Elektronik oder IT-Security auf.

Schumacher: Wir haben drei Kernpunkte in den Mittelpunkt unserer Planungen gestellt – innovate, connect and do business. Diese Kernwerte geben die Richtung vor: Die Medtec Live bringt neueste Trends und Technologien aufs Tapet, gleichzeitig ist sie die Netzwerkplattform für die Medtech-Szene Europas. Und last but not least ist die Medtec Live eine Messe, auf der sich Experten vom Entwickler bis zum Einkäufer austauschen, neue Lösungen finden und Geschäftsbeziehungen anbahnen. Zu weiteren Details sind wir derzeit mit einigen Institutionen und Partnern aus der Industrie im Gespräch, denn natürlich ist die Medtec Live allen voran als Messe geplant, die den Bedürfnissen des Marktes entspricht.

Valambras: Konkret gesprochen: Sie dürfen auf der Medtec Live einen attraktiven Mix aus unterschiedlichen Formaten und Fachangeboten erwarten. Wir planen derzeit mit zwei Fachforen für Aussteller- und Expertenvorträge und denken auch darüber nach, wie wir Aussteller-Innovationen darüber hinaus eine besondere Bühne geben können. Sicher ist: Auch Start-ups und junge innovative Unternehmen wollen wir auf der Medtec Live dabei haben und bieten ihnen eine Sonderfläche an. Beim Rahmenprogramm können wir auf unsere gemeinsamen Partner aus der Branche zählen, allen voran das Forum Medtech Pharma als ideeller Träger der Medtec Live und des begleitenden Kongresses Medtech Summit, aber auch zahlreiche weitere Verbände und Institutionen wie beispielsweise den VDI.

Wie teilen Sie die anfallenden Aufgaben untereinander auf, zum Beispiel Verkauf, Logistik vor Ort, Besuchermanagement?

Stein: Die organisatorische Abwicklung liegt bei uns, der Nürnberg Messe, da die geplante Veranstaltung in Nürnberg stattfinden wird. Vertrieb, Organisation und inhaltliche Ausrichtung werden gemeinschaftlich verantwortet. Die Aussteller dürfen also vor Ort nicht nur renommierte Servicepartner erwarten, sondern ein erfahrenes und eingespieltes Team!

Valambras: Nochmal: Für Bestandskunden ändert sich erst einmal nichts: Die Ansprechpartner bleiben gleich. Neukunden aus dem D/A/CH-Raum finden künftig bei der Nürnberg Messe einen Ansprechpartner, Interessenten aus dem restlichen Europa bei uns.

Viele Aussteller der Medtec Europe haben mangelnde Kundenbetreuung durch den englischen Veranstalter UBM beklagt. Wird nun alles besser?

Stein: Das werden letztlich die Aussteller entscheiden müssen. Wir treten gemeinsam mit einem zuverlässigen und tatkräftigen Serviceteam und exzellentem Service an. Die Durchführung auf dem eigenen Messegelände wird sicherlich den einen oder anderen Ablauf vereinfachen.

Was sind Ihre Ziele hinsichtlich der Ausstellerzahl in 2019 und darüber hinaus?

Valambras: Die ersten Rückmeldungen sind durchaus positiv und das Interesse an der Medtec Live ist groß. Wir planen in den beiden Hallen 9 und 10 mit einer Größenordnung von über 600 Ausstellern.

Stein: Wichtiger ist für uns die Qualität der Medtec Live. Eine qualitativ hochwertige Fachmesse, auf der wertvolle Kontakte entstehen, sichert langfristig den Messeerfolg und damit auch zukünftiges Wachstum.

Ursprünglich gab es in Nürnberg mit dem Medtech Summit einen starken Kongress mit überschaubarer Begleitausstellung. Das hat sehr gut funktioniert. Der Versuch, mit der MT-Connect zusätzlich eine starke Messe zu etablieren, hat weniger gut funktioniert. Letztlich sind sogar die Teilnehmerzahlen des Kongresses zurückgegangen. Glauben Sie noch daran, dass Messe und Kongress parallel funktionieren?

Stein: Der über viele Jahre international überaus erfolgreiche Medtech Summit ist die Keimzelle der MT-Connect gewesen. Der Kongress steht für Wissenstransfer und Vernetzung auf hohem Niveau. Deshalb wird der Medtech Summit weiterhin parallel zur Messe stattfinden, um einen intensiven Wissensaustausch im Kongress mit einem Messebesuch zu verbinden. Die Teilnehmenden werden auch in Zukunft von den sich daraus ergebenden Kontakten und wertvollen Impulsen für ihr Unternehmen profitieren. Auch das beliebte Partnering (B2B Matchmaking) wird im Rahmen der Veranstaltung 2019 eine Rolle spielen. Kongress und Partnering bringen so einen echten Mehrwert zum Messegeschehen.

Wie geht es außerdem weiter mit der Medical Device Manufacturing Conference, die die Medtec Europe seit 2017 bereichert? Auch auf der Messe in Stuttgart gibt es schließlich eine Begleitveranstaltung.

Valambras: Auch die Kooperation mit dem Fraunhofer Institut IPA ist uns sehr wichtig. Wir stehen im Austausch, wie das Institut sich bestmöglich auf der Medtec Live als Fachmesse mit hoher, europaweiter Anziehungskraft einbringen kann. Eine Stärke der Medtec Live wird die breite Unterstützung durch Partner und Verbände sein.

Auch gibt es sowohl bei der MT-Connect wie der Medtec Europe beratende Gremien. Werden Sie alle bisherigen externen Experten in die Feinplanung der Medtec Live einbeziehen?

Schumacher: Für uns ist wichtig, die Veranstaltung im engen Schulterschluss mit dem Markt zu organisieren. Dazu gehört, dass wir uns regelmäßig mit den wichtigsten Akteure, den Verbänden und Cluster-Organisationen austauschen. Sie gestalten die Veranstaltung aktiv mit und sind für uns ein absolut wichtiges Bindeglied zum Markt der Zulieferer und Hersteller. Deshalb sind wir im Gespräch mit den Beiräten, wie wir uns in der Zukunft aufstellen werden. Klar ist aber: Nur im Austausch mit diesen externen Experten können wir die Messe bestmöglich positionieren.

Bleibt es langfristig beim Termin im Mai?

Stein: Für die zukünftigen Messen ist auf jeden Fall ein Termin im Frühjahr angesetzt. Gleichzeitig wollen wir natürlich jährlich den bestmöglichen Termin finden. Dazu werden wir die jeweiligen Ferienzeiten, Großveranstaltungen wie die Hannover Messe und Marktgegebenheiten berücksichtigen.

Wer wird künftig das „Gesicht der Messe“ sein?

Stein: Für die Medtec Live streben wir eine Kooperation im klassischen Sinne an und bündeln unsere Stärken.

Valambras: Hinter dem Ergebnis eines kompakten Events stehen wir beide – UBM und Nürnberg Messe – gleichermaßen, zusammen mit allen Partnern und Verbänden, die uns dabei unterstützen.

Speziell einige Aussteller und Besucher aus der Schweiz bevorzugen aus Gründen der Erreichbarkeit Stuttgart als Messestandort. Rechnen Sie hier mit Verlusten?

Stein: Wir sind uns sicher, dass die Aussteller die Vorteile sehen, die sich durch die gemeinsame Veranstaltung ergeben, und aktiv daran teilhaben wollen. Ein Event auf fachlich hohem Niveau, das die gesamte Lieferkette der Medizintechnik abdeckt, neuste Innovationen zeigt und aktuelle Branchenthemen aufgreift, ist für Akteure aus ganz Europa spannend. Noch dazu an einem verkehrstechnisch so hervorragend angebundenen Standort wie Nürnberg. Wer beispielsweise aus der Schweiz anreist, ist per Direktflug von Zürich in weniger als einer Stunde in Nürnberg – und das mehrmals am Tag!

Unmittelbar nach Ihrer Ankündigung der neuen Messe Medtec Live in Nürnberg hat die Messe Stuttgart ihrerseits angekündigt, im Dialog mit der Branche eine neue Plattform für die Medizintechnik-Zulieferindustrie in Stuttgart zu entwickeln. Was sagen Sie dazu?

Stein: Ich möchte die unternehmerischen Entscheidungen anderer nicht kommentieren. Wir konzentrieren uns voll und ganz auf die erfolgreiche Premiere der Medtec Live im kommenden Jahr.

Die Fragen stellte Peter Reinhardt noch vor einer für Freitag, den 18. Mai angekündigten Pressekonferenz, auf der UBM und die Nürnberg Messe weitere Details zur Medtec Live bekannt geben wollen.

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