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Arburg: Technologie-Tage Insgesamt 75.000 Besucher interessieren sich für Spritzgieß-Highlights

Autor Peter Reinhardt

Das Spritzgießen ist eines der wichtigsten Herstellungsverfahren für medizintechnische Produkte. Entsprechend groß ist alljährlich das Interesse an den Technologie-Tagen von Arburg. Devicemed war vor Ort und fasst die wichtigsten Trends zusammen.

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Gut besucht: Die Technologie-Tage von Arburg …
Gut besucht: Die Technologie-Tage von Arburg …
(Bild: Reinhardt / Devicemed)

Unter den mehr als 50 Exponaten, die Arburg auf den Technologie-Tagen 2017 präsentiert, sind wieder zahlreiche Anwendungs-Highlights. Das breite Spektrum an Maschinen, Verfahren und Branchenlösungen reicht von Massenartikeln für die Medizin- und Verpackungstechnik über die anspruchsvolle LSR/LSR-Verarbeitung bis zur additiven Fertigung und Individualisierung von Großserien in Losgröße 1.

  • Mehr als 50 Anwendungen: Arburg zeigt komplettes Spektrum zur Kunststoffverarbeitung
  • Alle Branchen vertreten: Vom Peek-Implantat über automobilen Leichtbau bis zur LSR-Verarbeitung
  • Trends praxisnah umgesetzt: additive Fertigung mit dem Freeformer und Pulver-Spritzgießen für Smartphones
  • Martin Manka: neuer Medizintechnik-Ansprechpartner mit Branchenerfahrung
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Hausausstellung lockt mehr Besucher als manche Messe

„Auf unseren Technologie-Tagen können die Besucher mehr erleben und erfahren als auf vielen Fachmessen“, ist Dr. Thomas Walther, Leiter Anwendungstechnik bei Arburg, vom Konzept der Hausausstellung überzeugt. „Wir präsentieren in Zusammenarbeit mit Partnern, Hochschulen und Formenbauern wegweisende Maschinen- und Werkzeugtechnik, ein breites Produkt- und Anwendungsspektrum sowie innovative Verfahren für die effiziente Fertigung von Kunststoffteilen.“ Und das kommt bei der Zielgruppe gut an: Auch in diesem Jahr haben sich wieder fast 7.000 Gäste aus aller Welt angemeldet. Darunter große Gruppen mit weit mehr als 100 Teilnehmern, zum Beispiel aus den USA und China, aber natürlich auch aus zahlreichen europäischen Ländern.

„Die Technologie-Tage sind damit selbst zu einer Marke geworden. Insgesamt konnten wir seit 1999 rund 75.000 Besucher bei uns in Loßburg begrüßen“, berichtet Michael Hehl, geschäftsführender Gesellschafter und Sprecher der Arburg-Geschäftsführung nicht ohne Stolz anlässlich einer Pressekonferenz zum Auftakt der Technologie-Tage 2017 in Loßburg im Schwarzwald. Davon stammen traditionell rund 10 bis 15 Prozent aus dem Umfeld der Medizintechnik.

Die Besucher sind indes mitnichten immer nur Stammgäste. Vielmehr kommen jedes Jahr rund 50 Prozent Erstbesucher zu den Technologie-Tagen, „um die Heimat des Spritzgießens live kennenzulernen“, wie Hehl es nennt. Auch wenn die Zahlen etwas anderes vermuten lassen, geht es ihm dabei nicht um Quantität, sondern um Qualität. „Da wir sehr großen Wert auf individuelle Betreuung legen, ist unser internationaler Branchen-Event ausschließlich für geladene Gäste geöffnet“, erklärt Hehl.

Medizintechnik: von der Spritze bis zum Implantat

Im Bereich Medizintechnik stellt Arburg in diesem Jahr fünf Anwendungen und verschiedene Reinraumkonzepte vor:

  • Eine elektrische Einstiegsmaschine Allrounder 570 E Golden Electric produziert mit einem Achtfach-Werkzeug in einer Zykluszeit von rund zehn Sekunden je 20 ml fassende PP-Spritzenkörper mit Luer-Lock-Gewinde.
  • Weiche TPE-Stopfen für den Nadelschutz von Spritzen entstehen auf einem hybriden Allrounder 470 H mit 48-fach-Heißkanalwerkzeug. Die Zykluszeit beträgt hier rund 18 Sekunden.
  • Ein wirtschaftliches Reinraumkonzept wird mit einem elektrischen Allrounder 470 A dargestellt: Die Hochleistungsmaschine in Lichtgrau verfügt über ein Reinluftmodul über der Schließeinheit und FDA/NSF-anerkannte Schmierstoffe. Über ein verlängertes Förderband mit Tunneleinhausung ist sie von außen an den Reinraum angedockt. Da nur die produzierten sauberen Teile hinein transportiert werden, kann der Reinraum sehr wirtschaftlich betrieben werden.
  • Als High-End-Spritzgießlösung präsentiert Arburg einen GMP-konform in Edelstahl ausgeführten elektrischen Allrounder 370 A, der im Reinraum produziert. Verarbeitet wird medizinisches Peek (Vestakeep), das für Langzeit-Implantate zum Beispiel in der Gesichtschirurgie, Orthopädie und Dentaltechnik zugelassen ist. Je zwei 0,7 Gramm wiegende Mikroteile, die in Sachen Geometrie und Verarbeitungsanforderungen sehr gut denen von Knochen-Pins ähneln, entstehen in einer Zykluszeit von rund 23 Sekunden.
  • Wie sich mit einem Freeformer aus einem resorbierbaren medizinischen Polylactid (PLA) individualisierte Implantate additiv fertigen lassen, ist am Beispiel von Gesichts- und Schädelknochen zu sehen.

Vom automobilen Leichtbau lernen: Profoam und FDC

Am Beispiel zweier Automobil-Anwendungen präsentiert Arburg das Faser-Direct-Compoundieren (FDC) und die physikalische Schäumtechnik Profoam. Über die Gewichtsreduktion hinaus können mit diesen Verfahren gezielt die mechanischen Bauteileigenschaften verbessert und Verzug minimiert werden. Ein hydraulischer Allrounder 820 S produziert glasfaserverstärkte Seilantriebsgehäuse für elektrische Fensterheber von Pkw-Türen. Die Langglasfasern werden direkt der flüssigen PP-Schmelze zugeführt. Die Bauteile sind ähnlich schlagzäh, fest und steif wie vergleichbare Gehäuse aus PBT, aber bis zu 30 Prozent leichter.

Mit der physikalischen Schäumtechnik Profoam fertigt ferner ein Allrounder 630 S mit Fünf-Liter-Granulatschleuse eine verzugsoptimierte Grundplatte. Die Zykluszeit von 37 Sekunden ist rund zehn Sekunden kürzer im Vergleich zum herkömmlichen Kompakt-Spritzgießen. Ein weiterer erwünschter Effekt des Verfahrens ist ein um rund zehn Prozent reduziertes Bauteilgewicht.

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