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Covid-19 Coronavirus sorgt für Chaos bei den Messen
Reihenweise müssen derzeit Messen verschoben oder abgesagt werden. Doch Kommunikations- und Informationsbedarf haben Aussteller und Besucher trotzdem. Behalten Sie den Überblick.
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- Quasi alle Messen im März und April abgesagt
- Neue Online-Plattform „Industrial Generation Network“ als Alternative
- Medtec Live verschoben auf 30. Juni bis 2. Juli 2020
Messeveranstalter haben es dieser Tage nicht leicht. Stand heute sind quasi alle für März und April geplanten Industriemessen verschoben. Und wer seinen Event im Mai und Juni geplant hat, „beobachtet die aktuelle Lage sehr genau und steht im engen Austausch mit den zuständigen Behörden. Denn die Gesundheit der Aussteller und Besucher steht an erster Stelle“, wie es unisono heißt. Für deren Veranstalter und Aussteller heißt es nun, einen Plan B zu entwickeln, ohne Plan A zu vernachlässigen.
Neuer Termin für Medtec Live
Für die Medizintechnikbranche ist festzustellen, dass die Medtec Live im Verbund mit dem Kongress Medtech Summit vergangenen Freitag verschoben wurde. Ursprünglich war das Veranstaltungsduett für 31. März bis 2. April vorgesehen. Vor wenigen Minuten wurde nun der neue Termin bekannt gegeben: 30. Juni bis 2. Juli 2020. Dass dieser so schnell benannt werden konnte, dürfte der Nürnberg Messe einiges abverlangt haben. Denn die Bedrohungslage durch den Coronavirus ist eine völlig neue Situation, die sich zudem extrem dynamisch verändert. Insofern erfolgte die Terminsuche unter sehr schwierigen Bedingungen mit vielen Abhängigkeiten. Wer vermag heute schon zu sagen, wann die Corona-Krise überwunden ist?
Medica und Compamed trotzen dem Coronavirus
Wohl dem, dessen Messe erst im Herbst stattfindet. „Der Verlauf der Ausstelleranmeldungen zur weltgrößten Medizinmesse Medica 2020 (16. bis 19. November) in Düsseldorf lässt eine Beteiligung von erneut mehr als 5.500 Ausstellern aus gut 70 Nationen erwarten. Die gebuchte Fläche wird mit zirka 114.000 Quadratmetern dem hohen Niveau des Vorjahres entsprechen“, kommt aus dem Rheinland vergangene Woche trotz Corona eine Erfolgsmeldung. Ebenso positiv verliefen die Buchungen für die parallele Fachmesse für die Zulieferer der Medizintechnik-Industrie, die Compamed 2020 (16. bis 19. November), zu der in den Hallen 8a und 8b des Messegeländes erneut rund 800 Aussteller erwartet werden.
Neue Termine sind schwer zu finden
Das wünschten sich sicher auch andere Messeveranstalter. Für die Hannover Messe – ihres Zeichens immerhin Weltleitmesse der Industrie – wurde die Woche vom 13. bis 17. Juli 2020 als neuer Termin benannt. Die Metav, die als Messe für Metallbearbeitung mit Medical Area eigentlich gerade hätte stattfinden sollen, weicht aufs kommende Jahr aus und findet nunmehr vom 23. bis 26. März 2021 statt. „Das war nicht ganz so einfach, weil der komplette Messekalender aufgrund der vielen Messeabsagen und -verschiebungen neu sortiert werden muss“, erklärt dazu Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer beim Metav-Veranstalter VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken). Netter Nebeneffekt der langfristigen Verschiebung: Nicht nur die allergrößten Optimisten dürfen davon ausgehen, dass die Corona-Problematik bis Anfang 2021 gelöst ist. Auch besteht Grund zur Annahme, dass die Konjunktur Anfang kommenden Jahres wieder besser läuft. „Der Maschinenbau als eine der wichtigen Abnehmerbranchen für die Werkzeugmaschinenindustrie geht beispielsweise von einer kräftigen Belebung der Nachfrage nach Überwindung der Corona-Krise aus“, heißt es seitens VDW.
Was sagen Aussteller der Medtec Live?
Aber was sagen dazu eigentlich die Aussteller? Sina Holzschuh, Marketing Communications Manager beim Elektronikdienstleister Corscience, steht zur Medtec Live: „Für uns war die Auftaktveranstaltung 2019 ein voller Erfolg, insofern haben wir unsere Messeteilnahme in diesem Jahr nie in Frage gestellt und stellen nun gerne am neuen Termin aus.“ Sie hofft nun, dass die Terminverschiebung ohne negative Folgen für die Messe bleibt, sodass ihr Unternehmen erneut eine große Reichweite erzielt.
Einer, der von den Messeverschiebungen gleich mehrfach betroffen ist, ist Martin Hovestadt, CEO der Jüke Systemtechnik: „Die Verschiebung der Medtec Live ist neben der Hannover Messe und der Analytica bereits die dritte Verschiebung einer Frühjahrsmesse, auf der wir ausstellen wollten.“ Doch das hatte Hovestadt aufgrund vieler Hintergrundinfos so auch erwartet. Letztlich hält er das mit Blick auf den Gesamtkontext auch für gerechtfertigt. Abgesehen davon geht Hovestadt davon aus, dass die Besucherzahlen aufgrund vieler Reiseverbote in den Firmen ohnehin sehr schlecht gewesen wären. Schließlich beschäftige man sich auch bei Jüke selbst kritisch mit den Themen Reisen, größere Meetings und Quarantäne. „Grundsätzlich ist bislang zwar kein generelles Reiseverbot geplant, aber von Messebesuchen werden wir absehen“, so Hovestadt. Das ist nur konsequent.
Einheitliche Regelung für alle Großveranstaltungen gefordert
Ansonsten ist festzustellen, die Spezies Mensch handelt mal wieder irrational. Motto: „Wahr ist, was gefällt.“ So wurden viele Messen schon lange vor dem dringenden Appell unseres Gesundheitsministers, Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern nicht stattfinden zu lassen, abgesagt oder verschoben. Fußballspiele haben dagegen zunächst weiterhin vor zehntausenden von Zuschauern stattgefunden. Eine einheitliche Linie wäre hier wünschenswert gewesen. Die fordert auch Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit und begrüßt den inzwischen von der Landesregierung in Bayern gefassten Beschluss, Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern zu untersagen: „Nach dem Vorbild von Bayern müssen jetzt auch alle anderen Bundesländer kurzfristig gleiche Regelungen treffen, um die Bevölkerung vor dem Coronavirus zu schützen.“
Verschobene Messen kosten die Wirtschaft bis zu 3 Mrd. Euro
Derweil hat das Institut der Deutschen Messewirtschaft im Auma – Verband der deutschen Messewirtschaft die Effekte der Messeabsagen und -verschiebungen auf Deutschland erstmalig hochgerechnet. Demnach erwartet der Auma Einbußen in Höhe von fast 3 Mrd. Euro für die Gesamtwirtschaft. Grundlage sind Berechnungen des ifo Instituts zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der deutschen Messen von 2018.
Mehr als 24.000 Arbeitsplätze sind laut Auma betroffen, und dem Fiskus gehen über 470 Mio. Euro Steuereinnahmen verloren. In den genannten Summen sind nicht die entgangenen Umsätze enthalten, die die Unternehmen sonst auf Messen getätigt hätten. Diese Werte liegen noch um ein Vielfaches höher und können nur in begrenztem Umfang durch andere Maßnahmen substituiert werden. „Veranstalter, Aussteller, Besucher und Dienstleister verlieren jede Planungssicherheit. Sie haben hohe Vorlaufkosten ohne Aussicht auf entsprechenden Nutzen oder hohe akute Umsatzeinbußen“, erklärt dazu der Auma-Vorsitzende Philip Harting. Er befürchtet, der Beitrag der Messewirtschaft von jährlich über 28 Mrd. Euro zur gesamten Wirtschaftsleistung könne um rund 10 Prozent sinken. Neben Messeveranstaltern und -dienstleistern sind auch viele andere Wirtschaftszweige betroffen, insbesondere die Hotellerie und Gastronomie, das Transportgewerbe sowie zahlreiche Lieferanten und Handwerker vor Ort.
Neue Plattform für digitale Live-Begegnungen
Das aufzufangen ist nahezu unmöglich. Und doch braucht es nun schnell Alternativen, um die berechtigten Kommunikations- und Informationsbedürfnisse der verhinderten Aussteller und Besucher zu befriedigen. Daran versucht sich auch Devicemed als Teil der Vogel Communications Group. In einer Blitzaktion wurde am Dienstag dieser Woche die Plattform Industrial Generation Network mit beinahe 20 Technologiefeldern – darunter auch Medical Technologies – gelauncht. Registrierte User können sich dort live zur digitalen Begegnung und zum thematischen Austausch treffen.
Eine aktuelle Übersicht der wichtigsten Industriemessen finden Sie hier.
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