Co-Creation Teamwork makes the dream work
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S.I.E und Congatec haben zur Entwicklung von Medical Edge Gateway-Plattformen eine strategische Wertschöpfungspartnerschaft geschlossen. Beide Unternehmen bieten individuelle Co-Creation-Angebote für Kunden an. So sollen Medizingerätehersteller und Krankenhaus-IT-Anbieter deutlich schneller zu besseren Lösungsangeboten kommen.

Die Partnerschaft zwischen S.I.E und Congatec ist keine klassische Kooperation, bei denen gemeinsam neue Produkte entwickelt werden, um dann am Markt angeboten zu werden. Vielmehr besteht die Zusammenarbeit aus so genannten Co-Creation-Angeboten. Dabei werden Kunden direkt in die Projekt- und Produktentwicklung integriert.
Einer der ersten Kunden, die dieses innovative, auf agilen Entwicklungsmethoden basierende Angebot genutzt hat, ist die Secunet Security Networks AG. In einem Design-Sprint haben die beteiligten Unternehmen binnen weniger Monate eine neue Secunet-Gateway-Klasse in zwei Ausprägungen entwickelt, die für Digitalisierungskonzepte in der Medizintechnik neben einem kontrollierbaren Informationsfluss, eine geschützte Anbindung an zentralisierte Dienste sowie eine sichere Ausführungsumgebung für Anwender-eigene Applikation bietet.
Zusammenarbeit schafft neue Projekte
Mit Secunet Medical Connect Carna wurde ein Medizingeräte-Gateway für das patientennahe Umfeld geschaffen. Für datenintensive Anwendungsfälle oder Cluster von Medizintechnik-Geräten wurde die 19-Zoll-Rackserver-Familie Athene aufgesetzt. Diese kann im Fachbereichsnetzwerk oder auch zentral im Krankenhaus-Rechenzentrum zum Einsatz kommen. Für die Digitalisierung des Gesundheitswesens sind solche applikationsfertigen Medical-Gateway- und Server-Plattformen immens wichtig, denn die digitale Transformation stellt alle beteiligten Akteure vor große Herausforderungen. Medizingerätehersteller müssen ihre Systeme öffnen, damit die erhobenen Daten ausgetauscht werden können. Gleichzeitig müssen sie für diesen Datenaustausch und den Schutz ihrer Devices höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen.
Krankenhäuser müssen wiederum ihre IT-Netze für solche Devices öffnen. Sie müssen gleichzeitig aber auch die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Versorgungssicherheit (KRITIS) und des Datenschutzes (DSGVO) erfüllen. Hieraus ergibt sich für alle an der Digitalisierung beteiligten Unternehmen der Bedarf, bei der kritischen Medizintechnik und ihren sensiblen Daten fortwährend auf Aspekte der IT-Sicherheit zu achten. All das ist jedoch weder die Kernkompetenz der Medical-OEMs noch des Krankenhausbetreibers. Deshalb hat Secunet als Cybersecurity-Unternehmen gemeinsam mit S.I.E und Congatec ein medizingerätekonformes Lösungsangebot für diesen Bedarf entwickelt. Die Erfüllung zahlreicher Standards und Regularien – von EN 60601-konformen Schnittstellen über EU MDR und FDA Cyber Security Guidelines bis hin zu B3S KRITIS oder ISO 80001 – steht dabei im Vordergrund.
Mit Co-Creation schneller zum Ziel
Die Unternehmen haben sich im Rahmen der Co-Creation dieser Produkte bereits sehr früh in Design-Sprints für Systemintegration von Hard- und Software zusammengesetzt und bereits nach viereinhalb Tagen funktionale Prototypen bereitstellen können. Bei klassischer Herangehensweise wären Monate vergangen, bis etwas Vergleichbares herausgekommen wäre. Dies, weil firmeninterne Geheimnisse und Wertschöpfungen klassischerweise geschützt und von anderen Unternehmen abgeschottet werden.
Solch immense Vorlaufzeiten von der ersten Idee bis zum ersten Prototypen oder gar fertigen Serienprodukt bedeuten bei der hohen Arbeitsteilung innerhalb der Embedded- und Edge-Computing-Supply-Chain jedoch hohe Einschränkungen für OEM-Kunden. Um die Mauern zwischen Abteilungen und Unternehmen durchbrechen zu können, suchen sie deshalb nach ganzheitlichen Lösungen. Schlussendlich sollen alle Entwicklungsaufgaben weitestgehend parallelisiert und mit Kunden kontinuierlich synchronisiert werden, um Best-Practice-Lösungen zu schaffen. Congatec und S.I.E haben sich dieser Herausforderung gestellt und ein entsprechendes Co-Creation-Team gebildet, das in Zusammenarbeit mit Kunden und Kunden des Kunden gemeinsame Projekt- und Produktentwicklungen anbietet.
Gemeinsamer Überblick verhindert Informationsverlust
Der Vorteil solch ganzheitlicher Co-Creation-Angebote besteht darin, dass man in den Design-Sprints über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg denken kann. Der Entwicklungsfokus kann so präzise auf den Mehrwert für den Produkt-Endanwender gelenkt werden. Nimmt man alternativ die klassische Wertschöpfungskette in Anspruch, hätte S.I.E bei Secunet eine Anforderungserhebung machen müssen und wäre mit dieser dann mit dem Modullieferanten in Verhandlungen getreten, ohne dass dieser Kenntnis vom realen Bedarf des Endanwenders gehabt hätte.
Faktisch ist solch ein konventioneller Entwicklungsprozess wertstromaufwärts entlang der Supply Chain mit dem Kinderspiel stille Post vergleichbar. Hierbei ist im Grunde vorprogrammiert, dass Informationen verloren gehen beziehungsweise falsch interpretiert und dann fehlerhaft weitergegeben werden. In einem Spiel wie stille Post sind die Ergebnisse daraus oftmals sehr lustig. Nicht jedoch, wenn es um Hunderttausende Euro schwere Produktentwicklungsprozesse geht.
Alle mit an Bord
Im konkreten Fall wurde der Prototyp von Anfang an gemeinsam von Secunet, S.I.E und Congatec entwickelt. Nachdem dieser lauffähig war, wurden auch die Endkunden integriert. Dadurch konnten diese ebenfalls sehr früh aktiv Inputs in dieser Proof-of-Concept-Phase liefern und so die Auslegung des Produkts, das sie selbst einsetzen wollen, beeinflussen.
Bei der Konzeption der Produkte Medical Connect Carna und Athene waren sowohl die Medizintechnikhersteller, die ihre Geräte sicher vernetzen wollen, als auch die Krankenhausinfrastrukturbetreiber und deren Serviceprovider – die oft als Gegenpol solcher Entwicklungen angesehen werden – mit an Bord. Deren Hauptinteresse ist es, das eigene Netzwerk vor dem Medizingerät abzusichern. Beide Fronten in einen solchen kreativen Prozess zu integrieren und all deren Anforderungen abzuholen, war schließlich das Ziel des Co-Creation-Prozesses. Im Ergebnis wird eine Entwicklung verfolgt, die beiden Anspruchsgruppen vollumfänglich gerecht wird.
Voraussetzung für die Schaffung von Co-Creation-Teams, die über alle Abteilungen, Hierarchiestufen und Unternehmensgrenzen hinweg agieren, ist natürlich eine entsprechende Unternehmenskultur und Methodenkompetenz. In einem Design-Sprint muss es beispielsweise zulässig sein, dass jeder – vom Berufseinsteiger bis zur Geschäftsführung – frei seine Meinung äußern darf. Jede Stimme ist wichtig und erwünscht und jeder darf sich hier frei äußern. Nur gemeinsam kann schlussendlich das beste Ergebnis erzielt werden. Die Teams werden hierzu auch interdisziplinär aufgestellt. Jeder hat das gleiche Stimmrecht und es ist erlaubt und absolut gewollt, offen zu sein.
Zug um Zug zur gewünschten Lösung
Das ist ein ganz anderer – schlussendlich auch ganzheitlicherer und schnellerer Lösungsansatz – um Produkte zu entwickeln, da man durch das Vordenken und Vorentwickeln aller eine steilere Lernkurve einfacher meistern kann. Anstelle dem Kunden erst zum Ende einer längeren Entwicklungsphase ein fertiges Produkt auf Basis des Pflichten- bzw. Lastenhefts fertig auf den Tisch zu stellen, werden diverse Zwischenschleifen gemacht, im Rahmen derer sich das Produkt Zug um Zug der gewünschten Target-Lösung nähert.
Zum Einsatz kommt bei Medical Connect Carna übrigens ein für die Applikation optimiertes Computer-on-Module. Für Medical Connect Athene entschied man sich für das neue High-Performance-Module auf Basis des COM-HPC-Standards. Congatec ist laut eigenen Angaben der einzige führende Embedded-Computing-Anbieter weltweit, der sich auf die Kernkompetenzen rund um Boardlevel-Produkte und v. a. die Computer-on-Modules-Technologie konzentriert. Um Kunden wie Secunet, die individuell zugeschnittene Produkte auf Systemebene mit voller Systemverantwortung verlangen, besser zu bedienen, investiert das Unternehmen in starke vertikale Marktpartnerschaften wie die mit S.I.E und will vergleichbare Co-Creation-Angebote auch in weiteren vertikalen Märkten schaffen.
Co-Creation-Angebot eignet sich für alle Full-Custom-Designs
Das Co-Creation-Angebot eignet sich nicht nur für OEM-Kunden im Medizingerätesektor, sondern auch für jeden weiteren Kunden, der eine individuelle Systemintegration benötigt. Vom Medical-OEM, der ein Medizingerät neu aufsetzen will, über Lösungen, die eine vergleichbare Cybersicherheit auch ohne Medizingerät im Gesundheitswesen benötigen bis hin zu Unternehmen abseits der Medical-Branche, die einfach nur ein Full-Custom-Design haben möchten, das durch eine solche Entwicklungspartnerschaft wie zwischen S.I.E und Congatec schnell, effizient und punktgenau entwickelt werden soll. Schließlich sind Time-to-Market und User-Centered-Engineering die Schlüssel zu erfolgreichen Produktlaunches.
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