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3D-Druck Knochendefekte mit bioaktiven Implantaten aus dem 3D-Drucker behandeln

Quelle: Pressemitteilung Universität Rostock Lesedauer: 3 min

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Wissenschaftler der Universität Rostock haben einen Werkstoff entwickelt, mit dem sich Knochenersatz im 3D-Drucker herstellen lässt. Die neuartigen Implantate bergen verschiedene bioaktive Eigenschaften in sich und kommen damit den biologischen Eigenschaften im Knochen nahe.

Auch die Forschung an der Universität Rostock profitiert von der 3D-Druck-Technologie. Doktorand Christian Polley (l.) und Professor Hermann Seitz (r.) (hier vor einem 3D-Drucker) untersuchen im Sonderforschungsbereich 1270 „Elektrisch Aktive ImplaNtatE – ELAINE“, wie damit große Knochendefekte behandelt werden können.
Auch die Forschung an der Universität Rostock profitiert von der 3D-Druck-Technologie. Doktorand Christian Polley (l.) und Professor Hermann Seitz (r.) (hier vor einem 3D-Drucker) untersuchen im Sonderforschungsbereich 1270 „Elektrisch Aktive ImplaNtatE – ELAINE“, wie damit große Knochendefekte behandelt werden können.
(Bild: Joachim Mangler/Universität Rostock)

Der 3D-Druck ist auf dem Vormarsch und kommt in immer mehr Branchen zum Einsatz. Die Luft-und Raumfahrt, die Konsumgüterindustrie und auch der Fahrzeugbau profitieren von der Technologie. Doch was sich am Lehrstuhl für Mikrofluidik der Universität Rostock mit dieser Technik tut, könnte in einigen Jahren die Therapie von großen Knochendefekten revolutionieren. Die Wissenschaftler entwickeln unter Leitung von Professor Hermann Seitz einen bioaktiven Knochenersatz. Diese Arbeiten sind eingebunden in den Sonderforschungsbereich 1270 „ELAINE“ der Universität Rostock, der sich mit der Forschung zu elektrisch aktiven Implantaten beschäftigt.

Implantat soll auf mechanische Reize piezoelektrisch reagieren und bioaktiv sein

Bei den aktuellen Forschungen zur Herstellung von Knochenersatz orientieren sich die Rostocker Wissenschaftler an der Physiologie des Knochens. So ist bekannt, dass sich im Knochen bei jeder mechanischen Belastung kleine Spannungspotenziale bilden. „Dieser so genannte piezoelektrische Effekt sorgt dafür, dass Zellen zum Wachstum angeregt werden“, sagt Christian Polley, Doktorand im Sonderforschungsbereich am Lehrstuhl für Mikrofluidik. „Die Piezoelektrizität ist ein wichtiger Schlüsselfaktor beim ständigen Knochenumbau im Organismus.“ Es sei zudem schon seit längerem bekannt, dass mit Bariumtitanat, einer piezoelektrischen Keramik, unter mechanischem Druck ebenfalls Spannungspotenziale erzeugt werden können.

Das Bariumtitanat werde im Forschungsansatz von Elaine mit so genannten bioaktiven Gläsern kombiniert. Von diesem Material sei bekannt, dass es beim Kontakt mit Körperflüssigkeiten Ionen freisetzt und so seine Bioaktivität entfaltet. In Zusammenarbeit mit Professor Aldo Boccaccini vom Lehrstuhl für Biomaterialien an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg werde das Material mit Bariumtitanat gemischt und anschließend in den 3D-Drucker gegeben.

„Wir testen bereits erfolgreich mit Simulationskammern, in denen der Druck in einem Organismus naturgetreu nachgeahmt werden kann“, betont Seitz. „Wir wollen ein Implantat haben, das auf mechanische Reize piezoelektrisch reagiert und gleichzeitig bioaktiv ist.“ Ziel sei es, dass aus dem angrenzenden Gewebe Knochenzellen in das poröse Implantat einwandern. Wenn die Besiedelung und die Bildung von Gefäßen erfolgt sind, bleibt das Implantat im Körper.

Der Vorteil des Verfahrens sei, dass das Implantat nach der digitalen Rekonstruktion im 3D-Drucker passgenau angefertigt werden kann. „Wir wissen vorher ganz genau, wie das Puzzlestück aussehen muss“, sagt Polley. Wenn das Implantat aus dem Drucker kommt, beginne die Arbeit der Chirurgie.

Der Weg in den klinischen Alltag ist noch lang

Doch dieser letzte Schritt ist Zukunftsmusik. Denn die Arbeiten in einem Sonderforschungsbereich sind Grundlagenforschung auf höchstem Niveau. Bis diese Technologie die Hürde in den klinischen Alltag überwindet, werden noch viele Jahre vergehen. „Denn die zugrundeliegenden Mechanismen müssen bis ins kleine Detail verstanden sein“, erklärt Seitz. Klar sei aber auch, dass auf dem Weg dahin noch viele wichtige Forschungsergebnisse und neue Erkenntnisse liegen werden.

Sonderforschungsbereich 1270 ELAINE

Der 2017 gestarteten Sonderforschungsbereich (SFB) 1270 „Elektrisch Aktive ImplaNtatE – ELAINE“ befindet sich aktuell in der zweiten Förderperiode. Neben der Universität Rostock und der Universitätsmedizin Rostock sind die Universitäten in Greifswald, Leipzig und Erlangen sowie die Hochschule Wismar beteiligt. Ein Team aus mehr als 80 Wissenschaftlern verschiedener Fakultäten hauptsächlich in Rostock arbeitet am Einsatz von elektrisch aktiven Implantaten. Diese Implantate sollen u. a. bei der Regeneration von Knochen- und Knorpelgewebe eingesetzt werden und Zellen zum Wachstum und zur Differenzierung anregen. Im SFB 1270 „ELAINE“ wird zudem die Tiefe Hirnstimulation zur Therapie etwa der Parkinson-Erkrankung oder Dystonie erforscht.

Sprecherin des SFB ist die Chefin des Lehrstuhls für Theoretische Elektrotechnik an der Uni Rostock, Prof. Dr. Ursula van Rienen. Die Förderung seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) beträgt in der ersten und zweiten Förderperiode rund 24,1 Millionen Euro inklusive der Programmpauschale. Im Jahr 2025 soll die dritte und damit letzte Förderperiode beginnen.

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