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Roland-Berger-Studie Vielen Kliniken fehlt das Geld für zukunftssichernde Investitionen

Redakteur: Kathrin Schäfer

Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in Deutschland hat sich im letzten Jahr leicht verbessert. Allerdings konnten trotz gestiegener Umsätze immer noch 30 Prozent der Häuser keinen Jahresüberschuss erwirtschaften. Für die Medizintechnik bedeutet das: Es steht weniger Geld für Investitionen zur Verfügung.

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„Viele Krankenhäuser schaffen es bisher nicht, die Digitalisierung für sich wirtschaftlich nutzbar zu machen“, sagt Peter Magunia, Leiter von Roland Berger Healthcare Practice.
„Viele Krankenhäuser schaffen es bisher nicht, die Digitalisierung für sich wirtschaftlich nutzbar zu machen“, sagt Peter Magunia, Leiter von Roland Berger Healthcare Practice.
(Bild: Roland Berger)

Die Zukunft deutscher Krankenhäuser sieht nicht rosig aus: Bereits für das laufende Geschäftsjahr 2016 rechnen viele Krankenhäuser mit einer deutlichen Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage.

Ökonomischer Druck auf deutsche Krankenhäuser bleibt hoch

Mittelfristig gehen sogar mehr als 70 Prozent von einer Eintrübung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aus. Entsprechend planen die Betreiber, in den nächsten Jahren weiter, mit hoher Intensität an der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit zu arbeiten. Das ist das Ergebnis der Krankenhausstudie 2016, für die die Experten von Roland Berger Vorstände und Geschäftsführer der 400 größten deutschen Krankenhäuser befragt haben.

„Der wirtschaftliche Druck auf die Kliniken wird trotz der jüngsten Krankenhausreform in den nächsten Jahren anhalten“, sagt Peter Magunia, Leiter der Roland Berger Healthcare Practice. „Der Weg zur wirtschaftlichen Gesundung ist trotz vielerorts begonnener Restrukturierungsmaßnahmen oft noch sehr lang.“ Die angespannte wirtschaftliche Situation und stagnierende Fördermittel führen außerdem dazu, dass die Investitionsfähigkeit vieler Krankenhäuser eingeschränkt ist. Etwa die Hälfte aller Krankenhäuser investiert daher nicht in ausreichendem Maße.

Warum trägt Digitalisierung bislang so wenig zur wirtschaftlichen Gesundung bei?

Die zunehmende Digitalisierung der stationären Versorgung sehen die Befragten als wichtigen und erfolgversprechenden Trend. Entsprechend haben bereits 79 Prozent in ihren Restrukturierungsinitiativen auch Maßnahmen zu diesem Thema berücksichtigt. Allerdings hapert es auch hier an der Umsetzung. Nur 17 Prozent der befragten Krankenhäuser profitieren bisher auch wirtschaftlich klar von Digitalisierungsmaßnahmen. „Viele Krankenhäuser schaffen es bisher nicht, die Digitalisierung für sich wirtschaftlich nutzbar zu machen“, sagt Magunia. „Das könnte auch am eher klassischen Verständnis der Krankenhausmanager von Digitalisierung liegen.“

Bisher kommt Digitalisierung vor allem zur Optimierung interner und externer Informationsflüsse zum Einsatz; das Potenzial der Digitalisierung zur tiefgreifenden Optimierung der Krankenhausprozesse wird dagegen noch nicht genutzt.

Wer das Thema Digitalisierung jetzt priorisiert, wird belohnt

So verwundert es wenig, dass das Thema auch noch nicht richtig im Krankenhausmanagement angekommen ist. Die Befragten bewerten dementsprechend auch die geringe Priorität des Themas und Widerstände innerhalb der Belegschaft als die größten Herausforderungen bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen. „Themen wie Fachkräftemangel und der anhaltende wirtschaftliche Druck werden dringender eingeschätzt als das Zukunftsthema Digitalisierung“, meint Krankenhausexperte Magunia. Er ist sich jedoch sicher, dass die Digitalisierung tiefgreifende Auswirkungen auf die stationäre Versorgung mit sich bringen wird, denn: „Mittel- und langfristig birgt die Digitalisierung immense medizinische und wirtschaftliche Potenziale für die Patientenversorgung. Zwar werden kurzfristig nur wenige Krankenhäuser dieses Potenzial für sich nutzbar machen können. Wer aber jetzt schon das Thema priorisiert, wird später belohnt.“

Die Anfang Mai beim Roland Berger Hospital Day in Berlin vorgestellte Studie wurde unter den anwesenden Aufsichtsräten und Geschäftsführern deutscher Krankenhäuser intensiv diskutiert. Während ein Teil der Teilnehmer die Politik stärker in der Verantwortung sieht, die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten der Krankenhäuser zu verbessern, sahen andere den wirtschaftlichen Druck und die von der Politik angestrebte Marktbereinigung als Chance, sich mit hoher Qualität, innovativen Versorgungsmodellen und Kooperationen positiv zu differenzieren.

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