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Taschentuchlabor Schnelldiagnostik mit modifizierten Hygienetüchern

Redakteur: Peter Reinhardt

So könnte die Zukunft der medizinischen Diagnostik aussehen: Modifizierte Hygienetücher ermöglichen den direkten Nachweis von Erregern – schnell, kostengünstig und ohne weitere Laborgeräte.

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Über Microarrays werden Strukturen identifiziert, die spezifisch bestimmte Erreger erkennen. Diese Strukturen sollen zusammen mit einer für das Auge sichtbaren Signalgebung in Hygienetücher eingekoppelt werden
Über Microarrays werden Strukturen identifiziert, die spezifisch bestimmte Erreger erkennen. Diese Strukturen sollen zusammen mit einer für das Auge sichtbaren Signalgebung in Hygienetücher eingekoppelt werden
(Bild: Fraunhofer IBMT / Jochen Zick)

Der Nachweis von Erregern im Rahmen der medizinischen Diagnostik ist immer noch ein komplexer und zeitaufwändiger Prozess. Meist wird er daher nicht vor Ort durchgeführt, sondern in speziellen Laboratorien.

Antibiotikatherapien auf Verdacht

Doch das dauert oft zu lange, so dass z.B. häufig „auf Verdacht“ mit Antibiotika therapiert wird, die nicht zur Infektion passen, da in der Arztpraxis keine entsprechende Schnelldiagnostik zur Verfügung steht, um die passende Medikation auszuwählen. Dies hat nicht zuletzt zur Ausbildung und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen geführt, die heute ein großes therapeutisches Problem darstellen.

Impulszentrum für integrierte Bioanalyse

Das Projekt „Das Taschentuchlabor – Impulszentrum für integrierte Bioanalyse“ hat daher das Ziel, ein vollständiges diagnostisches System in Gegenstände des täglichen Bedarfs, namentlich Hygienetücher, zu integrieren. Das soll einen unmittelbaren Erregernachweis am Point-of-need ermöglichen setzt voraus, dass Prozesse wie die spezifische Erkennung von Erregern und die Signalgebung auf molekularer Ebene in ein Hygienetuch integriert werden.

Im Zentrum der Forschung stehen daher die Generierung hochfunktionaler, von Antikörpern abgeleiteter Erkennungsstrukturen, die Kopplung dieser Strukturen an flexible Oberflächen auf Basis funktionalisierter Polymere und die Erzeugung eines spezifischen, schnellen und direkt erkennbaren Signals, sobald entsprechende Erreger spezifisch erkannt werden.

Polymerforschung und Life Sciences verbinden

Das Projekt, das durch das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT koordiniert wird und an dem über 35 Projektpartner beteiligt sind, stellt weltweit die einzige Initiative dar, in der die Polymerforschung mit den Life Sciences verbunden wird, um die molekulare Integration der Infektionsdiagnostik voranzutreiben. Es wird im Rahmen des Programms „Spitzenforschung und Innovation in den neuen Ländern“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Kontakt:

Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT)

D-66386 St. Ingbert

www.ibmt.fraunhofer.de

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