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Neurostimulation Neurostimulationsgerät lindert Störungen der Beckennerven

Redakteur: Kristin Breunig

Imec, ein Forschungs- und Innovationszentrum für Nanoelektronik und digitale Technologien, kündigt eine Zusammenarbeit mit der Neuro Gyn AG an. Das Schweizer Medizintechnikunternehmen ist auf Neurostimulation und chirurgische Lösungen bei Störungen der Beckennerven spezialisiert. Ziel der Zusammenarbeit ist, ein implantierbares Gerät zur Stimulation peripherer Nerven zu entwickeln.

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Das implantierbare Neurostimulationsgerät soll kostengünstig sein und so auch Menschen in Entwicklungsländern zugänglich gemacht werden.
Das implantierbare Neurostimulationsgerät soll kostengünstig sein und so auch Menschen in Entwicklungsländern zugänglich gemacht werden.
(Bild: Imec)

Die Imec-Forscher am Holst Centre entwickeln den Neurostimulator neu und verbinden dabei ihre Miniaturisierungstechnologie mit der klinischen Expertise von Neuro Gyn. Das Projekt baut auf dem Know-how von Imec bei implantierbaren Lösungen auf, wie drahtlose Kommunikation mit sehr geringem Stromverbrauch und Miniaturstromversorgung, entweder nahe der Hautoberfläche oder weiter im Inneren des Körpers. Imec hat bereits Erfahrung in der Entwicklung von Funksystemen und -chips, die das Wiederaufladen erleichtern könnten. Eine Aufladefunktion würde die Lebensdauer des Implantats verlängern. Durch die Verringerung der Batterie- und damit der Implantatgröße soll das Implantat minimalinvasiv und preiswert werden.

60 Prozent der konservativen Therapien werden abgebrochen

Die Beckennerven spielen eine wichtige Rolle bei Blasen-, Sexual- und Darmfunktionen sowie bei Bewegungen und Empfindungen in den Beinen. Verletzungen oder Funktionsstörungen der Nerven in den Beckenorganen können zu Störungen in diesen Bereichen führen. Konservative Behandlungen führen nicht immer zu einer ausreichenden Linderung der Beschwerden und/oder sind häufig mit behindernden Nebenwirkungen verbunden. In 60 Prozent der Fälle führt dies zum Abbruch der Therapie.

Neurostimulation als Alternative

Die Neurostimulation kann eine wirksame Alternative darstellen. Hierbei geben Elektroden Stromimpulse an Nerven ab, um deren Aktivität zu verändern. Die derzeitigen Geräte für diese Therapie sind sperrig, teuer und haben eine begrenzte Lebensdauer. Die hohen Kosten der pelvinen Neuromodulation erschweren die Kostenerstattung durch die Krankenversicherungen, insbesondere bei der Behandlung funktioneller Blasenstörungen. Außerdem ist die Behandlung für viele Patienten und in vielen Entwicklungsländern nicht verfügbar.

Fortschrittliches Neurostimulationsgerät soll jedem zugänglich gemacht werden

Das Toolset von Imec für die drahtlose Kommunikation und die Stromversorgung von Implantaten macht die Entwicklung von maßgeschneiderten Lösungen möglich. Unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Nutzer und Empfänger kann das Neurostimulationsgerät von Imec und Neuro Gyn so angepasst werden, dass es das Einsetzen in den Körper und die Ausrichtung des Stimulationspfads erleichtert. Nach der Entwicklungsphase ist eine klinische Validierung geplant.

„Das neue Design zielt darauf ab, einen kleineren, hochmodernen Neurostimulator mit fortschrittlichen Funktionen zu entwickeln, der das patentierte chirurgische Verfahren der Neuro Gyn AG ergänzt. Das Projekt unterstreicht unsere Absicht, diese Technologie jedermann zugänglich zu machen, auch in Entwicklungsländern, indem wir das Gerät erschwinglich gestalten und die Implantation durch Ärzte vor Ort ermöglichen“, erklärt Prof. Dr. Marc Possover MD, Gründer und CSO von Neuro Gyn. Auch Zohaib Gulzar, Business Development Manager, Autonomous Therapeutics, freut sich auf die gemeinsame Arbeit: „Die Zusammenarbeit mit der Neuro Gyn AG ist der erste Höhepunkt unserer Arbeit an humanen Implantaten und der Technologie der peripheren Nervenstimulation und eine großartige Gelegenheit, ein maßgeschneidertes Gerät zu entwickeln, das die klinische Expertise des Kunden berücksichtigt.“

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