Bridts Corporate Finance Mergers & Acquisitions in der Medizintechnik (Teil 8): M&A im 2. Halbjahr 2017
Das zweite Halbjahr 2017 der Medizintechnikbranche war nicht von Mega-Transaktionen gekennzeichnet – auch international betrachtet. Bei aller Heterogenität der Transaktionen fallen vor allem die intensiven Aktivitäten zwischen den USA und Deutschland auf.
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- M&A-Markt für medizintechnische Unternehmen in stabiler Verfassung
- Unternehmen investieren vor allem in E-Health
- Siemens Healthineers vor dem Börsengang
Liste der bedeutendsten Medtech-Deals des zweiten Halbjahres 2017 zum Download
Im ersten Halbjahr gab es eindeutig die spektakulärsten Deals des Jahres 2017. In den Quartalen drei und vier erreicht alleine die Übernahme mehrerer Medtronic-Geschäftsfelder durch Cardinal Health für 6,1 Mrd. US-Dollar eine herausragende Größenordnung. Sie beinhaltet so diverse Bereiche wie Vein Thrombosis, Patient Care oder Nutritional Insufficiency und betrifft zirka 13.000 Mitarbeiter. Medtronic konzentriert sich mit dieser Abgabe von insbesondere Commodity-Produkten für Krankenhäuser weiter auf hochwertige technologische Lösungen mit höheren Margen und reduziert nach einer Reihe größerer Übernahmen in den jüngsten Jahren zugleich seine Verschuldung.
Johnson & Johnson sichert sich deutschen Med-Software-Spezialisten
Mit Johnson & Johnson hat sich ein anderer weltweit führender amerikanischer Medizintechnik- und Medizinproduktekonzern den deutschen Med-Software-Spezialisten Surgical Process Institute gesichert, der medizinische Prozessabläufe in Krankenhäusern digitalisiert. J&J setzt damit seine Strategie um, konsequent in innovative Technologien und Lösungen für Krankenhäuser und Patienten zu investieren. Mit dieser Transaktion bewegt sich J&J in einem breiten Feld von Technologie- und E-Health-getriebenen Übernahmen, die das Geschehen in der D/A/CH-Region zuletzt klar geprägt haben.
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Mergers & Acquisitions in der Medizintechnik (Teil 7): M&A im 1. Halbjahr 2017
Je nach thematischer und volumenmäßiger Abgrenzung des relevanten Marktes stehen diese Transaktionstreiber für 50 bis 70 Prozent der Mergers & Acquisitions. Das Spektrum der Aktivitäten beginnt dabei mit einer Reihe von Start-up-Transaktionen und Finanzierungen im eher kleinvolumigeren Bereich. Auch hier werden allerdings in neuen Finanzierungsrunden für E-Health-Unternehmen wie Doctolib und Technologie-Innovatoren wie Miracor bereits Größenordnungen von über 25 Mio. Euro erreicht.

Philips und Siemens akquirieren munter weiter
Bemerkenswert sind in diesem Bereich auch die regen Aktivitäten von Philips und Siemens in jüngster Zeit. So hat alleine Philips zuletzt vier Unternehmen übernommen und damit Expertise in Cloud-basierten Health-Management-Lösungen und softwarebasierten Lösungen für die Bildanalyse und Bildgebungsverfahren für die Neurologie erworben sowie mit der mit 1,9 Mrd. Euro teuersten Akquisition, der Spectranetics Inc. (USA), einen Spezialisten für minimal-invasive Herz-Kreislauf-Medizin zugekauft.
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Landesmesse Stuttgart / In eigener Sache
Call for Papers: Als Sprecher auf der T4M auftreten
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Mergers & Acquisitions in der Medizintechnik (Teil 6): M&A im zweiten Halbjahr 2016
Konkurrent Siemens Healthineers stand wenig zurück und hat im Vorfeld seines geplanten Initial Public Offerings (IPO) im ersten Halbjahr 2018 sein Portfolio weiterentwickelt. Während sich der Konzern vom Elisa-Immundiagnostikgeschäft trennte, wurde die Point-of-Care-Diagnostik durch die Übernahme der US-amerikanischen Epocal Inc., eines Herstellers von Blutgas-Diagnostik-Systemen, sowie durch den Erwerb der luxemburgischen Fast Track Diagnostics als Spezialist für die molekulare Labordiagnostik verstärkt. Der so vorbereitete Gang an die Börse soll in einer Größenordnung von rund 20 Prozent des Kapitals in Frankfurt stattfinden. Der Wert der profitablen Sparte wird in einer Bandbreite zwischen 30 und 40 Mrd. Euro gesehen, der gefloatete Anteil läge danach zwischen 6 und 8 Mrd. Euro.
Fresenius zeigt sich konstant akquisitiv
Konstant akquisitiv zeigt sich die Fresenius-Gruppe: Fresenius Kabi investierte zuletzt 4,75 Mrd.US-Dollar in den Erwerb des US-Generika-Produzenten Akorn, Inc. Die Fresenius Medical Care erweitert ihr US-Dialysegeschäft mit der 2 Mrd. US-Dollar teuren Übernahme der NX Stage Medical, Inc., eines Anbieters von Medizintechnik und Services in der Dialyse, nun auch in der Heimdialyse und Intensivmedizin. Auch die Konzernmutter Fresenius SE hat zugekauft und via Tochter mit Vamed einen Spezialisten für die Reinigung und Aufbereitung von Medizinprodukten übernommen.
Deutsch-amerikanisches Transaktionsgeschehen
Das durch diese großen Adressen belegte intensive Transaktionsgeschehen zwischen heimischen und US-Adressen wird auch durch eine Reihe weiterer Deals unterstrichen:
- Cryo Life, Kennesaw, hat für 225 Mio. Euro mit der Jotec AG einen Spezialisten für Gefäßprothesen und Stentsysteme übernommen
- Straumann steigt mit dem 150 Mio. US-Dollar teuren Erwerb von Clear Connect in die Kieferorthopädie ein
- Cantel Medical übernimmt für rund 60 Mio. US-Dollar die BHT Hygienetechnik Holding
- Der US-amerikanische OEM-Lieferant Novanta Inc sichert sich für 115 Mio. Euro mit W.O.M. World of Medicine einen Hersteller von Insufflatoren und minimal-invasiven Chirurgiegeräten
- Cirtec Medical, ein führender Contract Manufacturer für implantierbare und minimal-invasive chirurgische Instrumente und Produkte, übernimmt den Nitinol-Rohr-Hersteller Vascotube in Birkenfeld
Wie wirkt sich die neue MDR auf M&A aus?
Nach wie vor werfen die erwarteten Belastungen der neuen MDR ihre Schatten voraus auf die aktuell gute Verfassung des Medizintechnikmarktes in der D/A/CH-Region. Verschiedene Studien prognostizieren erhebliche Auswirkungen für die Profitabilität gerade kleinerer und mittlerer Unternehmen. Zudem werden eine deutliche Einschränkung der Angebotsbreite und ein Rückgang der Innovationstätigkeit erwartet. Dabei wird auch auf vergleichbare Erfahrungen mit FDA-Regulation in den USA hingewiesen. Mit Blick darauf werden vermehrt Stimmen laut, die spezielle Förderprogramme für das kleinere und mittlere Marktsegment fordern.
Tatsächlich wäre es bedauernswert, wenn gerade in einer Phase, in der durch konvergente Entwicklungen beispielsweise im Bereich Smart Health ein weites Feld innovativer Entwicklungen erschlossen werden könnte, die Nutzung dieser Chancen durch mittelständische Anbieter über regulatorische Eingriffe wie die MDR nicht sinnvoll moderiert, sondern konterkariert würde. Ohne Abmilderung dieser Auswirkungen dürften mittelständische Medizintechnikunternehmer absehbar zunehmend auf der Verkäuferseite zu finden sein. Dies umso mehr, als auch das Interesse ausländischer Erwerber zum Beispiel aus den USA und China ungebrochen groß ist. Wo dies vermieden werden soll, müssen kleinere Anbieter die absehbaren Belastungen für ihre Margen durch erweiterte Leistungspakete, internes und externes Wachstum und/oder intelligente Kooperationen auffangen. Entsprechende Strategien werden die Transaktionstätigkeiten weiter steigern.
Fazit: Nach wie vor zeigt sich der M&A-Markt für medizintechnische Unternehmen in stabiler Verfassung und bietet auch für Small- und Midcap-Transaktionen ein ausgesprochen interessantes Bewertungslevel. Da der Markt nicht vergangene, sondern künftige Erträge bewertet und bezahlt, bleibt abzuwarten, wie spürbar sich die genannten Belastungsfaktoren in der weiteren Preisbildung niederschlagen. Dabei ist klar: Stillstand führt zu Verdrängung.
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Mergers & Acquisitions in der Medizintechnik (Teil 4): M&A im 2. Halbjahr 2015
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* Der Autor: Dr. Christian Bridts ist Gründer und Geschäftsführer von Bridts Corporate Finance, München. Für Devicemed betrachtet er exklusiv zwei Mal pro Jahr deutschlandrelevante M&As auf dem Medtech-Markt.
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