Nationale Informationsplattform Medizintechnik Innovationslotse führt KMU von der Idee zum Medizinprodukt
Anlässlich der Messe Connecting Healthcare IT (Conhit), die vom 14. bis 16. April auf dem Messegelände Berlin stattgefunden hat, ist der Innovationslotse auf der nationalen Informationsplattform Medizintechnik online gegangen.
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Die Idee für ein neues Medizinprodukt kann bestechend, sogar bahnbrechend sein. Doch bevor Produkte in der Gesundheitsversorgung zum Einsatz kommen und Unternehmen damit Geld verdienen können, müssen viele Hürden genommen werden. Denn der Medizintechnikmarkt ist zwar einer der dynamischsten und innovativsten Wirtschaftszweige, er ist jedoch auch stark reguliert, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.
KMU unterschätzen die CE-Zertifizierung
Wenn junge oder kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) scheitern, liegt das nicht unbedingt an ihrem Produkt. Nicht selten unterschätzen sie schlichtweg die Anforderungen, die sie beispielsweise im Zuge der CE-Zertifizierung erfüllen müssen. Manche entwickeln Produkte, ohne vorher zu prüfen, ob es dafür überhaupt hinreichenden medizinischen Bedarf gibt. Andere kalkulieren Preise, ohne sich mit möglichen Erstattungsszenarien auseinanderzusetzen.
Das muss nicht sein. Medizintechnikunternehmen, insbesondere Start-ups und KMU, finden künftig Unterstützung beim Innovationslotsen. Der Innovationslotse ist das Herzstück der „Nationalen Informationsplattform Medizintechnik“.
Handlungsempfehlungen des „Nationalen Strategieprozesses“ umsetzen
Anlässlich der Messe Connecting Healthcare IT (Conhit), die vom 14. bis 16. April 2015 in Berlin stattgefunden hat, ist der Innovationslotse als Leitfaden für die Entwicklung von Medizinprodukten online gegangen. Die „Nationale Informationsplattform Medizintechnik“ ist eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und setzt eine der zentralen Handlungsempfehlungen des „Nationalen Strategieprozesses“ um: „Der Strategieprozess hat klar herausgestellt, dass für Innovatoren in der Medizintechnik das Informationsangebot von der Forschung über Entwicklung, Zertifizierung und Erstattung bis hin zum Markt erheblich ausgebaut werden muss, damit der Innovationsprozess effektiver und stärker am Bedarf ausgerichtet wird“, erklärt Dr. Oliver Bujok, der die Geschäftsstelle Nationaler Strategieprozess, angesiedelt bei der VDI Technologiezentrum GmbH am Standort Berlin, leitet. Die Geschäftsstelle betreibt die Plattform in Kooperation mit Forum Medtech Pharma e.V., Nürnberg.
Querverbindungen zu anderen Ebenen herstellen
Der Innovationslotse erklärt den Innovationsprozess Schritt für Schritt entlang der Innovationsstufen Forschung, Entwicklung, Zertifizierung, Erstattung und Markt. Die Navigation ist sehr übersichtlich. Die Nutzer können sich ihren Vorlieben entsprechend entweder durch eine Matrix klicken, die sich in der Art eines Entscheidungsbaumes immer weiter verästelt. Oder sie können die Schritte, für die sie sich interessieren, in einer Karten-Übersicht anwählen. So oder so können sie sämtliche Einzelschritte nachvollziehen.
Allerdings ist der Innovationsprozess kein chronologischer Vorgang. Die einzelnen Prozessschritte können also nicht isoliert voneinander betrachtet werden. Deshalb werden Querverbindungen zu anderen Ebenen hergestellt. Wenn beispielsweise im Rahmen des Prozessschrittes „Entwicklung“ erwähnt wird, dass die Technische Dokumentation angelegt werden muss, ist sofort erkennbar, dass diese ein unverzichtbarer Bestandteil im Rahmen der CE-Zertifizierung ist. Jeder Schritt ist außerdem eingebettet in die jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen.
Ein echtes Planungsinstrument für Medizintechnikunternehmen entsteht
Der Innovationslotse beschränkt sich aber nicht darauf, einen kompakten Überblick über den Innovationsprozess abzugeben. Er funktioniert auch wie ein Lexikon, in dem wesentliche Begriffe erläutert werden. Die Nutzer erfahren, was im Zuge einer Versorgungsanalyse erforderlich ist, was sie bei einem Antrag auf Forschungsförderung beachten müssen, was für Finanzierungsmodelle es gibt, wie sie den Markteintritt für ihr Produkt planen, und vieles mehr. Sie können die einzelnen Begriffe entweder in einer Art Inhaltsverzeichnis auswählen oder sich direkt aus dem Überblicksmodus zur Begriffserklärung klicken.
Zahlreiche Experten aus Industrie und Wissenschaft haben an diesen Inhalten mitgewirkt. Viele von ihnen fassen ihre Kernbotschaften in kurzen Video-Botschaften zusammen. Nicht zuletzt wird dadurch ein sehr lebendiges Onlinetool geschaffen, das Medizinprodukteentwicklern das Rüstzeug an die Hand gibt, um aus einer Idee tatsächlich ein marktfähiges Produkt zu machen. Er wird sich in Zukunft dynamisch weiterentwickeln, um viele weitere Inhalte wachsen, neue politische Vorgaben berücksichtigen. Mittelfristig ist geplant, den Innovationslotsen mit Checklisten, Musterformularen und Schritt-für-Schritt-Anleitungen auszustatten, sodass ein echtes Planungsinstrument für Medizintechnikunternehmen entsteht.
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