Grundlagenwissen Implantate Definition: Zahn- und Gelenkersatz, besser sehen und hören, Stents und Herzschrittmacher
Implantate gibt es heute für nahezu alle Körperregionen. Definition: Was sind die gängigsten Implantate, wie werden Implantate eingesetzt und was sind die Kosten für Zahnimplantate?
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Ein Implantat, so die Definition ist ein Medizinprodukt, das in den Körper eingesetzt wird. Die Zweckbestimmung von Implantaten ist in der Regel so definiert, dass diese dauerhaft im Körper verbleiben. Nur in Ausnahmen werden Implantate wieder entnommen. Neue Implantat-Materialien sind zum Teil vollständig degradierbar, das heißt, sie bauen sich selbständig ab. An den Kliniken Dr. Müller erfolgte 2016 der Einsatz des weltweit ersten vollständig abbaubaren Magnesium-Stents.
Implantate und Implantologie: Wesen und Definition
Definition aktive und passive Implantate: Grundsätzlich ist das passive Implantat vom aktiven Implantat zu unterscheiden. Die meisten in der Praxis verwendeten Implantate sind passiver Art, wobei das aktive Implantat weiterhin an Bedeutung gewinnt. Aktive Implantate bedürfen gegensätzlich zum passiven Implantat einer zusätzlichen Versorgung mit Energie.
In der Regel ist ein Implantat der Erneuerung von Funktionalität und Form dienlich. Es wird zumeist mit passiven beziehungsweise mechanischen Implantaten praktiziert. Weltweit existieren mehrere Hundert unterschiedliche Formen von Implantaten. Zum Beispiel:
- Zahnimplantate
- Cochlea-Implantate
- Retina-Implantate
- Herzklappenimplantate
- Herzschrittmacher
- Hirnschrittmacher
- Knieimplantate
- Hüftimplantate
- Stents
- Brustimplantate
- Schwellkörperimplantate
Implantate sind per Definition das zentrale Objekt der Disziplin, die sich Implantologie nennt. Die Implantologie wird von sogenannten Implantologen praktiziert, wobei die Bezeichnung Implantologe nicht geschützt ist. Sie ist keine Zusatzbezeichnung im Sinne der Weiterbildungsordnung und wird zudem nicht öffentlich-rechtlich verliehen. Oft wird unter einem Implantologen ein Zahnarzt, ein Mund-, Gesichts- und Kieferchirurgen oder ein Oralchirurg verstanden. Zahnärzte zum Beispiel dürfen mit ihrer Approbation das gesamte Spektrum der Zahnheilkunde ausüben und damit auch als Implantologen arbeiten.
Besser sehen und hören: Retina- und Cochlea-Implantate
Implantate können Menschen, die große Probleme mit dem Sehen haben, nachhaltig unterstützen. Sogenannte Retina-Implantate stellen Sehprothesen für Sehbehinderte oder Blinde dar. Retina-Implantate helfen, wenn die Netzhaut und deren Rezeptorzellen (Retina) nicht mehr funktionsfähig sind, jedoch der Sehnerv noch eine Verbindung zum Gehirn aufweist. Dieser Zustand kommt insbesondere bei der Retinitis pigmentosa (RP) vor. Hinsichtlich eines geeigneten Implantats können bis dato zwei Systeme definiert werden, die die Symptome dieses Krankheitsbildes beheben beziehungsweise abschwächen, das epiretinale Implantat und das subretinale Implantat. Definition Retina-Implantate:
- Das epiretinale Implantat wird direkt auf der Netzhaut angebracht.
- Das subretinale Implantat wird unterhalb der Netzhaut im Auge implantiert.
In einem Erfahrungsbericht spricht Peter Böhm über sein subretinales Netzhautimplantat.
Während das Retina-Implantat für besseres Sehen sorgt, widmet sich das Cochlea-Implantat der Verbesserung der Lebensqualität von Gehörlosen. Das Cochlea-Implantat, das auch kurz als CI oder CI-System bezeichnet wird, ist eine Hörprothese, die sich aus den folgenden Bestandteilen zusammensetzt:
- dem Implantat selbst, inklusive Empfangsspule, Stimulator, Magnet und Elektrodenträger
- einem Mikrofon
- einer Sendespule mitsamt Magnet
- einem digitalen Sprachprozessor
Implantat-Definition, Cochlea: Cochlea bedeutet so viel wie Hörschnecke. Die Elektroden werden in die Cochlea integriert und die Empfangsspule wird unterhalb der Haut direkt bei der Ohrmuschel angebracht. Der Magnet der Sendespule sorgt dafür, dass diese auf der Kopfhaut oberhalb der Empfangsspule hält. Die Spannungsversorgung des Implantats erfolgt durch die Kopfhaut mittels elektromagnetischer Induktion. Die Übertragung des Signals findet mit Hochfrequenzwellen statt. Die Entwicklung des Cochlea-Implantats geht in die 1960er-Jahre zurück.
Neben dem Cochlea-Implantat sorgen vollständig implantierbare Hörgeräte dafür, das Menschen mit Gehörlosigkeit und Schwerhörigkeit geholfen wird. Ganz neu: Glasfasertechnik fürs Gehör.
Das Brustimplantat: gut für die Schönheit – aber auch Auslöser des PIP-Skandals
Schönheits-Operationen bei Frauen sind heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr. Die Brust-OP respektive vor allem die Brustvergrößerung ist dabei die häufigste weibliche Schönheits-OP. Doch der Einsatz von Brustimplantaten findet nicht nur zum Zwecke der Brustvergrößerung statt. Auch zur Rekonstruktion der Brust nach einer Erkrankung mit Brustkrebs werden entsprechende Implantate verwendet. Die Gefahr zu Komplikationen bei Brustimplantaten konnte im Verlauf der vergangenen Jahre deutlich gesenkt werden, da innovative Techniken der Herstellung sowie moderne Materialien zur Anwendung kommen. Die Historie der Methoden zum Brustaufbau geht bis ins 19. Jahrhundert zurück – entwickelt wurde das erste Silikonimplantat in Form eines Kissens im Jahre 1961 in den USA. Heute stellt die Brust-OP mit Implantat einen Routinevorgang innerhalb der plastischen Chirurgie dar.
Video: Was ist das beste Implantat für die Brustvergrößerung?
Hinsichtlich des Themenfeldes Brust-Implantat kam es in jüngerer Vergangenheit jedoch zu einem international öffentlichkeitswirksamen Skandal. Das im Jahr 1991 gegründete Unternehmen Poly Implant Prothèse (PIP) war zeitweise der drittgrößte Produzent von Brustimplantaten. Das französische Unternehmen aus der Nähe von Toulon, das 2011 in Liquidation ging, baute seine Geschäftstätigkeit primär auf Implantaten aus Silikon auf. Bei PIP kam es zum populären Implantat-Skandal: Anstelle von zugelassenem medizinischen Silikon wurde billiges Industriesilikon verwendet. Das Ergebnis dieser kriminellen Machenschaften: Die Implantate rissen und ein Austreten von Silikongel war zu konstatieren. Tausende Frauen in Europa waren hiervon betroffen.
Die Stent-Implantation zur Stabilisierung der Gefäße
Definition Stent-Implantat: Ein Stent-Implantat dient per Definition dazu, eine Stabilisierung bei verengten Gefäßen herbeizuführen. Ein Stent, was ins Deutsche übersetzt so viel heißt wie Gefäßstütze, kommt im Allgemeinen zum Einsatz, um Gefäße und Hohlorgane offenzuhalten, nachdem sie erweitert wurden. Zumeist wird als Stent-Implantat eine Spiraldrahtprothese in Röhrchenform verwendet. Mit einem Stent wird der Blutfluss im Gefäß verbessert und das Implantat bewirkt, dass sich das Gefäß nicht wieder verschließt oder verengt.
Wird ein Stent implantiert, so wird umgangssprachlich auch von „einen Stent setzen“ gesprochen. Die Behandlung mit einem Stent-Implantat ist eine der essenziellen Methoden, mit denen Herzerkrankungen begegnet wird. Das Setzen von Stents kommt in der Praxis noch häufiger vor als beispielsweise das Legen eines Bypasses oder Herz-Operationen.
Endoprothesen für Knie und Hüfte
Eine weitere Form des Implantats ist die Endoprothese. Auch diese Implantate verbleiben dauerhaft im Körper. Definition Endoprothesen: Endoprothesen ersetzen ein verletztes oder lädiertes Gelenk ganz oder zum Teil. Die am weitesten verbreiteten Endoprothesen sind die Knie-Endoprothese und das künstliche Hüftgelenk.
- Ein Knie-Implantat ersetzt das Kniegelenk teilweise oder ganz. Es wird verwendet, um die Stabilität des Knies und der Bänder wieder zu gewährleisten sowie eine Bewegungsfähigkeit ohne Schmerzen zu generieren. Das Implantat kommt etwa bei der Kniegelenksarthrose sowie bei weiteren Verletzungen des Knies zum Einsatz. Nach der Prothese für das Hüftgelenk ist das Knie-Implantat die am zweitmeisten eingesetzte Gelenk-Endoprothese in Deutschland.
- Künstliche Hüftgelenke sind Implantate, die für die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der Hüfte verwendet werden. Selbst in der Veterinärmedizin – insbesondere bei Hunden und Katzen – findet das Hüft-Implantat mittlerweile Anwendung. Operationen mit dem Zweck des Hüftgelenkersatzes gehören zu den häufigsten operativen Eingriffen. Manchmal müssen die Implantate bereits nach zirka zehn Jahren ausgetauscht werden. Jedoch sollen innovative Implantate aus Keramik und Kunststoff diesen Revisions-OPs in Zukunft vorbeugen.
Zahnimplantate: viele verschiedene Systeme und Formen
Wenn von Implantaten die Rede ist, wird häufig zuerst an die Zahnheilkunde gedacht. Im Verlauf der vergangenen Jahre und Jahrzehnte werden primär rotationssymmetrische Implantate verwendet – und diesbezüglich meist Schraubenimplantate. Definition Zahnimplantat: Ein Zahnimplantat stellt eine künstliche Zahnwurzel dar, die häufig aus (hoch-)reinem Titan besteht. Bei einem Keramik-Implantat ist daneben Zirkondioxid im Einsatz. Vorteil dieser Implantat-Formen ist, dass sie vom Körper wie eigenes Gewebe angenommen werden. Neben der Gewebeverträglichkeit ist eine hohe Biokompatibilität der Zahnimplantate erforderlich. Das Implantat wird – funktional der Zahnwurzel gleichgestellt – in den Kieferknochen eingesetzt. Es leitet, nachdem die Einheilung stattgefunden hat, die Kaukräfte in den Kieferknochen und agiert damit wie das natürliche Zahnmaterial. Ein Implantat innerhalb der Zahnheilkunde ist durch mehrere Bestandteile gekennzeichnet:
- 1. das Implantat selbst
- 2. den Implantataufbau (Abutment)
- 3. die Implantatkrone
Zahnimplantate werden also direkt in den Ober- oder Unterkiefer eingesetzt. Das erfolgt meist in ambulanter Behandlung bei lokaler Betäubung. Auf Wunsch kann die Implantation auch unter Vollnarkose stattfinden. Eingesetzt in den Kieferknochen verwächst das Implantat mit dem Knochen und besticht sodann durch seine Festigkeit. Der Prozess der Einheilung kann mit mehreren Monaten beziffert werden. Nachdem das Implantat eingeheilt ist, stellt es eine feste Grundlage für diversen Zahnersatz dar – wie etwa für Brücken, Kronen und Prothesen. Der Zahnersatz wird in der Fachsprache als Suprakonstruktion benannt. Für das Zahnimplantat, das einer konischen oder zylindrischen Schraube ähnelt, kann unterschiedliches Material verwendet werden. Je nach Behandlungserfordernis sind bei dem Implantat Länge, Durchmesser und Oberfläche individuell beschaffen.
Bei Zahnimplantaten kann im vorliegenden Kontext etwa zwischen den folgenden, gängigen Formen und Materialien unterschieden werden:
- Titan-Implantat
- Keramik-Implantat
- Schmalkiefer-Implantat
- Disk-Implantat
- Blatt-Implantat
- Subperiostales Implantat
- Zirconium(IV)-oxid
- Zytokine
Bei den Materialien zeichnet sich derweil eine neue Möglichkeit ab: Implantierbares PEEK ermöglicht disruptive Medtech-Innovationen – auch bei Wirbelsäulen-Implantaten oder Knie-Prothesen. Auch der personalisierten Medizin kann damit Rechnung getragen werden, denn passgenaue PEEK-Implantate aus dem 3D-Drucker sind heute ebenfalls schon möglich.
Bei Zahnersatz wird unterdessen zudem zwischen dem ein- und zweiphasigen Implantat unterschieden:
- Das einphasige Implantat zeichnet ich dadurch aus, dass es im Anschluss an das Setzen im Prozess der Einheilung über das Zahnfleisch hinausgeht.
- Das zweiphasige Implantat hingegen wird auf der Ebene des Knochens gesetzt. Der Knochen wird freigelegt, wobei die Schleimhaut über dem Knochen mit einem kleineren Schnitt geöffnet wird. Kommt es sodann zum Setzen des Implantats, wird das Zahnfleisch wieder verschlossen.
Kosten von Implantaten: Was kostet die Zahnimplantation?
Grundsätzlich ist es kaum möglich, Kosten für Implantate allgemeingültig zu formulieren. Grund hierfür ist, dass je nach Implantattypus, Behandlungsaufwand, Materialkosten und Situation des Patienten ganz unterschiedliche Kosten zu verzeichnen sind. Dennoch sollen vorliegend beispielhaft Kosten für Zahnimplantate veranschaulicht werden, sodass hieran auch ersichtlich ist, wie sich die typischen Kosten für ein Implantat zusammensetzen. Es ist neben der reinen Implantation zu beachten, dass auch die Diagnosestellung betreffend den hier notwendigen Aufwand unterschiedlich hohe Kosten verursachen kann. Daneben müssen relevante Vorerkrankungen wie eine Parodontitis erst erfolgreich behandelt werden, bevor es möglich ist, ein Implantat zu setzen.
Die Kosten für ein Implantat werden durch mehrere Faktoren beeinflusst. Zu diesen Faktoren zählen insbesondere:
- Anzahl der Implantate
- Material der Implantate
- Kosten für das Labor
- Honorar für den Zahnarzt
- Kosten der Vorbereitung
- eventuell Aufbau des Kieferknochens (nicht immer erforderlich)
Die Kosten für ein einfaches Implantat setzen sich aus verschiedenen Kostenstellen zusammen. Diese sind typischerweise: Zahnarzthonorar nach GOZ (Gebührenordnung für Zahnärzte), Zahnarzthonorar nach BEMA (Bewertungsmaßstab zahnärztlicher Leistungen), Laborkosten und Materialkosten. Beispielhaft könnten diese Kosten in der Praxis folgendermaßen beschaffen sein:
- Zahnarzthonorar (GOZ): ca. 800 Euro
- Zahnarzthonorar (BEMA): ca. 100 Euro
- Laborkosten und Material: ca. 750 Euro
- ungefährer Krankenkassen-Festzuschuss: ca. 350 Euro
- Eigenanteil: ca. 1.300 Euro
Wichtig zu wissen ist, dass Implantat-Kosten nicht zu der sogenannten Regelversorgung gehören. Wenn sich ein Patient für die Versorgung mit einem Implantat entscheidet, aber alternativ eine Prothese oder Brücke als möglich angesehen werden, so trägt die Krankenkasse lediglich den Festzuschuss zu der Behandlung mit einer Prothese oder Brücke – und damit nur zirka die Hälfte der alternativen Prothesen- oder Brückenbehandlung. Wer privat versichert ist, kann sich nur dann über die Übernahme von Kosten für Implantate freuen, wenn ein entsprechender Tarif mit der Krankenkasse abgeschlossen ist.
Wann kommt das zentrale Implantateregister?
In Deutschland wird seit einigen Jahren an der Einführung eines allgemein verbindlichen Implantateregisters gearbeitet. Ziele für das Implantateregister, bei dem politisch zum Beispiel das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) involviert ist, sind unter anderem die Verbesserung der Versorgung bei Implantationen sowie die Implantatesicherheit. Aufgabe des Implantateregisters ist daneben, zu Produktmängeln zu informieren und hierzu eine zuverlässige Quelle zu sein. Mit dem speziellen Register ist beabsichtigt, eine Implantatesicherheit zu generieren, die über die reine Produktsicherheit hinausgeht. Es soll mit dem Implantateregister somit gewährleistet werden, dass eine durchgängige Transparenz hinsichtlich der qualitativen Versorgung vorliegt. In dieser Weise wird nicht nur das Implantat selbst in die Überlegungen des Implantateregisters einbezogen, sondern auch Besonderheiten von Operationen sowie das Verhalten des Patienten nach der Implantation. Beim Implantateregister geht es grundlegend um die verbindliche Dokumentation von Implantaten. Ein Arbeitsentwurf zu einem Gesetz zum Deutschen Implantateregister des BMG liegt bereits vor – mit der Zielsetzung des BMG zum Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Januar 2019. Die Aufnahme des Wirkbetriebs wäre sodann zum 1. Januar 2020 vorgesehen.
Das Endoprothesenregister Deutschland
Bereits etabliert ist dagegen das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD), für das die EPRD Deutsche Endoprothesenregister gGmbH zuständig ist. Über die Schaffung einer verlässlichen Datengrundlage werden damit vor allem drei Ziele verfolgt:
- Die Qualität künstlicher Hüft- und Kniegelenke beurteilen.
- Das Ergebnis der medizinischen Behandlung sichern.
- Die Zahl unnötiger Wechseloperationen verringern.
Übergeordnete Zielsetzung ist darüber hinaus, mehr über die Standzeit künstlicher Gelenke zu erfahren. Als Gemeinschaftsprojekt von Ärzten, Kliniken, Krankenkassen und Industrie verknüpft das Register systematisch Routinedaten mit neuen Informationen über den Einbau künstlicher Hüft- und Kniegelenke und wertet diese Informationen mit Blick auf die Qualität der Implantate und der medizinischen Behandlung aus.
Und jetzt sind Sie dran!
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* Autor: U. Koenig, professioneller Texter und Berater
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