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Einbindung von Diagnose- und Behandlungsdaten Elektronische Patientenakte bei der Techniker Krankenkasse

Autor Susanne Ehneß

Die Techniker Krankenkasse treibt die Vernetzung einer elektronischen Gesundheitsakte voran. Erste Krankenhausträger haben ihre Kooperation zugesichert.

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Der Versicherte soll zum „alleinigen Herrn der gebündelten Daten“ werden
Der Versicherte soll zum „alleinigen Herrn der gebündelten Daten“ werden
(© Coloures-Pic - stock.adobe.com)

Ein knappes halbes Jahr nach Beginn der Entwicklungspartnerschaft für eine elektronische Gesundheitsakte (eGA) zwischen der Techniker Krankenkasse (TK) und IBM Deutschland sind nun auch Krankenhausträger mit an Bord. Die Helios Kliniken, Agaplesion, Vivantes und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf haben ihre Kooperation zugesichert. Zudem arbeitet die TK mit dem Universitätsklinikum Heidelberg daran, deren bereits seit 2014 bestehende Patientenakte PEPA mit der eGA zu vernetzen.

Laut TK sollen Versicherte durch die eGA jederzeit über ihre Gesundheitsdaten verfügen können und die bestmögliche Transparenz zu ihrer medizinischen Versorgung erhalten. Jeder soll frei entscheiden, ob er das Angebot nutzt und wer auf die Daten zugreifen kann.

Komplette Versichertenakte

„Unsere eGA soll eine Versichertenakte werden und davon leben, dass die Daten des Versicherten mit denen anderer Akteure im Gesundheitswesen verbunden werden. Nur so lässt sich das Krankheits-, Diagnose- und Behandlungsgeschehen umfassend abbilden. Mit der bundesweiten Vernetzung der eGA mit großen Krankenhausträgern machen wir nun den ersten wichtigen Schritt in diese Richtung", erläutert Klaus Rupp, Leiter des TK-Versorgungsmanagements.

Wie die TK bekannt gab, sollen allgemeingültige Standards für die Einbindung von Diagnose- und Behandlungsdaten in die eGA erarbeitet werden. Der Prozess werde „entsprechend dem deutschen Datenschutzrecht organisiert“ und mache den Versicherten zum „alleinigen Herrn der gebündelten Daten“.

Übertragbar

In der Konsequenz sollen laut TK alle Krankenkassen ihren Versicherten eine geschützte elektronische Akte anbieten müssen, die beim Wechsel der Krankenkasse auch übertragbar ist, damit die Daten nicht verloren gehen und die Vorteile für die Versicherten erhalten bleiben. Dies fordert die TK auch in ihrem gesundheitspolitischen Positionspapier zur Bundestagswahl 2017. Geplant ist, im Laufe des kommenden Jahres mit einer ersten Ausbaustufe der eGA zu starten.

Kommmentar

Karsten Glied ist Geschäftsführer der Techniklotsen GmbH, die sich auf IT- und Technik-Lösungen für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft spezialisiert hat. Er kommentiert die Einführung der elektronischen Gesundheitsakte durch die TK:

„Elf Jahre ist es her, dass die Bundesregierung die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte beschloss und so einen großen digitalen Fortschritt für die Sozialwirtschaft versprach. Heute stehen wir mehr oder weniger vor einem Trümmerhaufen: Die angepriesenen Funktionen zur Vereinfachung und Verbesserung der Patientenbehandlung konnten nicht eingehalten werden. Einerseits bietet die Karte bisher nur wenige digitale Lösungen an, andererseits fehlen vielen Arztpraxen Auslesemöglichkeiten, um die Funktionen zu nutzen – ein Milliardengrab, denn bisher flossen unzählige Ausgaben in das gescheiterte Projekt.

Aber ohne neueste Technologien und mehr Digitalisierung wird die Gesundheitsbranche ihre Probleme nicht lösen können. Forschung, Medizintechnik und die Behandlung von Patienten müssen mit den Anforderungen des digitalen Wandels mithalten. Vor wenigen Tagen gab die Techniker Krankenkasse (TK) bekannt, eine elektronische Gesundheitsakte einzuführen, die Lösungen für die Verwertung von Daten der Patienten verspricht. In Kooperation mit IBM will die TK so die Digitalisierung der Patientenakte vorantreiben. Einige Krankenhäuser sicherten bereits eine Kooperation zu. Diese grundsätzlich positive Entwicklung ist allerdings erst der Anfang, denn bis jetzt profitieren lediglich TK-Versicherte davon. Generell fehlt die Durchführung von Seiten eines neutralen Anbieters mit einem einheitlichen System.

Kommentiert: Karsten Glied
Kommentiert: Karsten Glied
(Bild: Techniklotsen GmbH)

Fraglich ist, warum sich die Bundesregierung an dieser Stelle nicht mehr für die Digitalisierung des Gesundheitswesens einsetzt. Dieser längst überfällige Schritt kann den ersten Anstoß geben, um unser Gesundheitssystem zu revolutionieren, Prozesse zu optimieren und das Risiko falscher oder doppelter Behandlungen von Patienten zu senken.“

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