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Rapid.Tech 2016 An Additive Manufacturing führt kein Weg mehr vorbei

Redakteur: Kathrin Schäfer

Ein Tag mehr Laufzeit, 21 Prozent mehr Aussteller, 13 Prozent mehr Besucher – die Messe Erfurt zeigt sich als Veranstalter der 13. Rapid.Tech mehr als zufrieden. Inhaltlich ging es bei der Fachmesse und Konferenz für Additive Manufacturing um die Integration von AM-Prozessen in die Fertigung und die Anforderungen einer modernen Serienproduktion.

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Die Rapid.Tech ist eine Mischung aus Fachmesse und Kongress. Auf ihr können Besucher deshalb Geschäftskontakte anbahnen ...
Die Rapid.Tech ist eine Mischung aus Fachmesse und Kongress. Auf ihr können Besucher deshalb Geschäftskontakte anbahnen ...
(Bild: Messe Erfurt)

88 Referenten und knapp 900 Teilnehmer haben während der Rapid.Tech 2016 am Kongressprogramm teilgenommen. Dies sind 25 Prozent mehr als 2015. Doch nicht nur aus diesen Zahlen lässt sich ablesen: Als Fertigungsverfahren für Serien- und Ersatzteile spielt Additive Manufacturing in immer mehr Bereichen der Industrie eine zunehmend größere Rolle.

Additive Manufacturing bietet mehr als nur Gestaltungsfreiheit

Durch Vorteile wie Gestaltungsfreiheit, schnelle und einfache Produktindividualisierung, das Potenzial für Leichtbau und Funktionsintegration hat sich Additive Manufacturing beziehungsweise der industrielle 3D-Druck bereits in verschiedenen Branchen, beispielsweise der Medizin- und Dentaltechnik sowie Luft- und Raumfahrt mehr oder weniger als Fertigungsverfahren für Serienteile etabliert. In anderen Industriebereichen wächst das Interesse, diese noch junge Technologie verstärkt über das Prototyping hinaus einzusetzen. Dafür bot die diesjährige Rapid.Tech vom 14. bis 16. Juni den insgesamt rund 4.500 Fachbesuchern und Kongressteilnehmern eine Informations- und Beschaffungsplattform. Im Fachmessebereich präsentierten 176 Unternehmen aus 17 Ländern, darunter zahlreiche Markt- und Technologieführer, neue Entwicklungen bei Maschinen, Verfahren, Materialien und Dienstleistungen. Sie konnten während der drei Messetage viele Geschäftskontakte anbahnen.

Welche Herausforderungen birgt die Serienfertigung mit AM?

Die drei Keynote-Vorträge des ebenfalls von zwei auf drei Tage verlängerten Rapid.Tech-Kongresses thematisierten verschiedene Aspekte der Serienfertigung und Industrialisierung von Additive Manufacturing. So erläuterte Helmut Zeyn, Business Development Additive Manufacturing bei der Siemens Industry Software GmbH, die Gründe, die für eine additive Herstellung von Serienteilen sprechen.

Außerdem beleuchtete der IT-Experte die Herausforderungen, die dabei sowohl von informationstechnologischer Seite als auch von Maschinenherstellern zu meistern sind. Dazu zählen Software-Lösungen, die von der Teileentwicklung inklusive Topologieoptimierung und Bionik über die Vorbereitung des Bauprozesses, dessen Ausführung und Überwachung bis zur Teilenachbearbeitung sowie finalen Qualitätskontrolle und Dokumentation einen durchgängigen Datenfluss ermöglichen. Dabei ist gleichzeitig die Integration in PLM- und MES-Systeme erforderlich. Am Beispiel innovativer Entwicklungen, mit denen bei der Integration von AM-Prozessen in eine bestehende Fertigung die Anforderungen einer modernen Serienproduktion hinsichtlich Prozesssicherheit, Prozessüberwachung, Nachverfolgbarkeit und Datenaustausch effizient erfüllt werden können, zeigte er auf, welche technischen und wirtschaftlichen Vorteile sich dadurch erzielen lassen.

Als weiteren wesentlichen Punkt für die Industrialisierung von Additive Manufacturing nannte Zeyn die Automatisierung. Da Teile schnell und günstig in guter Qualität hergestellt werden können, sieht er den industriellen 3D-Druck mittelfristig als Teil eines Gesamtprozesses.

Der Markt ist reif für den industriellen 3D-Druck

Keynote-Sprecher des zweiten Tages war Wolfgang Kochan, General Manager D-A-CH-Region bei der Stratasys GmbH. Er führte aus, dass der industrielle 3D-Druck bei der Umsetzung von Industrie 4.0 eine wesentliche Rolle spielt und nannte mit einer veränderten wirtschaftlichen Produktion, Designfreiheit, Funktionsintegration, Produktpersonalisierung, Nachhaltigkeit sowie neuen Lieferketten und Businessmodellen sechs Bereiche, die dabei entscheidend sind. Geht es um die Umsetzung, ist der Markt generell bereit für Additive Manufacturing, da die Chancen und Möglichkeiten gesehen werden.

Die technologischen Lösungen ermöglichen inzwischen ebenfalls den Einsatz des industriellen 3D-Drucks in der Serienfertigung. Rund 50 Prozent aller in additiven Verfahren hergestellten Bauteile sind laut Wohlers-Report heute schon Serienteile. Als kritische Faktoren für eine erfolgreiche Nutzung identifizierte Kochan auf technologischer Seite die Auswahl der geeigneten Technologie und deren Integration in bestehende Prozesse. Unter strategischen Aspekten geht es darum, das Unternehmens- und Betriebsmodell entsprechend anzupassen.

Produktionstechnische Faktoren bestehen in der Adaption des Produktdesigns, der Nutzung des kompletten Potenzials, das Additive Manufacturing bietet, sowie der Berücksichtigung der Materialien. Prozesstechnisch sind Anwendungen zu identifizieren und die Auswirkungen auf den Prozess zu analysieren. Und nicht zuletzt sind Mitarbeiter aus- und weiterzubilden.

Die Implementierung von Additive Manufacturing bezieht sich daher nicht nur auf die simple Substitution von Anlagen oder Applikationen, sondern auf eine vollständige Umgestaltung des Betriebes. Daraus ergeben sich nach Erfahrungen von Kochan eine Vielzahl von Vorteilen sowohl unter Kosten- als auch Zeitaspekten.

Die nächste Rapid.Tech wird vom 20. bis 22. Juni 2017 stattfinden.

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